Im Kino: "War Dogs" von Todd Phillips: Wenn Waffendealer Party machen
Zwischen Buddy-Movie und Antikriegssatire. "War Dogs", der neue Film vom "Hangover"-Regisseur Todd Phillips, bleibt im tiefen Tal der Belanglosigkeit.
Wenn der Dealer ihm blöde kommt und das Geld behält, ohne den Koks auszuhändigen, geht Efraim (Jonah Hill) gemächlich zum Kofferraum und holt sein Maschinengewehr heraus. Der eher unscheinbare Mittzwanziger wickelt als freiberuflicher Waffenhändler schließlich Millionenaufträge mit dem Pentagon ab, da lässt er sich nicht von einem lokalen Drogenverkäufer übers Ohr hauen.
Die Szene zeigt früh, wohin die Reise in Todd Phillips „War Dogs“ geht. Der Regisseur, der mit „Hangover“ Junggesellenabschieds-Filmgeschichte geschrieben hat, erzählt auch diese unglaubliche und doch halbwegs wahre Geschichte im testosterongesteuerten Party-Modus. Zum Ende der Ära Bush vergab das US-Verteidigungsministerium seine Aufträge nicht mehr nur an Rüstungskonzerne, sondern öffnete den Markt für kleinere Unternehmen. Goldgräberstimmung machte sich breit, illegale Schiebereien waren an der Tagesordnung.
Satire fordert eine klare Haltung
Nur kurz zögert der gelernte Masseur David (Miles Teller), als sein alter Schulfreund Efraim ihm einen Job in seiner Firma anbietet. Er war immer gegen Bush und dessen Kriege, aber die Aussicht auf schnelles Geld ist stärker als moralische Bedenken. Am Telefon werden Munition und Waffen aus Europa, Israel und den ehemaligen Ostblockstaaten eingesammelt und für den „War on Terror“ in den Irak und den Hindukusch vertickt. Gelegentlich müssen die beiden selbst ins Krisengebiet, um eine Lieferung durch das „Dreieck des Todes“ nach Bagdad zu bringen oder albanische Munition aus dem Kalten Krieg zu verschiffen.
Krieg kann auch komisch sein auf der Leinwand: Die Antikriegssatiren von Robert Altmans „M.A.S.H“ (1970) bis David O. Russells „Three Kings“ (1999) haben das bewiesen. Aber Satire erfordert eine klare Haltung, und die fehlt hier. Dass zwei bekiffte Mittzwanziger aus Miami Geschäfte mit dem Pentagon machen, daraus hätte sich eine messerscharfe Parodie über Politik und Schattenwirtschaft schmieden lassen. Aber Phillips ist offenbar nur an den Buddy-Movie-Aspekten der Story interessiert – das Verhalten der Waffenhändler unterscheidet sich wenig von dem der krawallsuchenden Partygänger in „Hangover“. Nur einmal kommt kurz eine Leiche ins Bild, vor der die Kamera zurückschreckt wie vor einem Geisterbahnmonster. Ebenso weicht der Film vor den politischen Implikationen des Sujets aus. Phillips will das Publikum nicht mit politisch-moralischem Ballast beschweren und navigiert seine Komödie lieber ins tiefe Tal der Belanglosigkeit hinein.
In 13 Berliner Kinos. OV: Cinestar Sony-Center, Karli Neukölln
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