Projekt von Till Brönner: Weimar umwirbt House of Jazz
Das House of Jazz stößt bei Berlins Kultursenator auf Bedenken, jetzt umwirbt Weimar das Projekt von Till Brönner. Vielleicht sollte Klaus Lederer doch mal mit dem Jazztrompeter reden, bevor es zu spät ist.
Kommt Till Brönners geplantes House of Jazz nach Weimar statt nach Berlin? „Warum nicht. Das ist keine schlechte Idee“, sagte der Rektor der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar, Christoph Stölzl, am Montag. Der Historiker und frühere Berliner Kultursenator reagierte damit auf ein Angebot, das Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) dem Trompeter Till Brönner per Twitter unterbreitete. Er hatte ihn am Wochenende eingeladen, sein Konzept in Weimar umzusetzen. Als möglichen Standort nannte Hoff die seit Jahren leerstehende Nietzsche-Gedächtnishalle, in der zuletzt der MDR sein Funkhaus hatte.
Brönner hatte in Absprache mit dem früheren Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) die Alte Münze in der Nähe des Roten Rathauses in Berlin zu einer zentralen Spielstätte für den Jazz ausbauen wollen. Der Bund bewilligte für das Projekt Ende vergangenen Jahres 12,5 Millionen Euro. Der neue Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hat sich gegen ein House of Jazz als "Leuchtturm" ausgesprochen, er will das Areal in ein Kultur- und Kreativhaus umwandeln - in dem Jazz eine wichtige Säule neben anderen ist.
Kultursenator Lederer möchte nicht, dass der Bund eigenmächtig Berliner Projekte anschiebt
Dem Tagesspiegel hatte Till Brönner gesagt, dass die Initiatoren Lederer bei dessen Amtsantritt Ende 2016 ein Gesprächsangebot gemacht hatten - vergeblich. Lederer hat mit Brönner und Co. bis heute nicht gesprochen. Am Wochenende hatte der Linken-Politiker in einer Diskussion zur Berliner Kulturpolitik nochmals gesagt, Kulturförderung von Seiten des Bundes sei zwar hochwillkommen, aber wenn der Bund eine Haltung an den Tag lege nach dem Motto „Hier gibt’s Geld, ihr macht das jetzt so“, dann sei das wenig hilfreich. „Wir wollen produktiv einbezogen werden, nicht erst, wenn alle Messen gesungen sind.“ Beim House of Jazz vermisst Lederer eine solche Einbeziehung.
Verliert Berlin das Projekt? An Hamburg - oder vielleicht sogar an Weimar?
Dies könnte zur Folge haben, dass das Projekt abwandert. Auch von Hamburg als möglichem Standort ist hier und da die Rede. Und jetzt auch noch Weimar. Christoph Stölzl formuliert es so: „Weimars Grundmelodie ist, dass sich hier völlig überraschend etwas ansiedelt, was man nur in großen Metropolen vermutet.“ Er erinnerte an die Klassik mit Goethe und Schiller und das Bauhaus. Weimar und Thüringen würden auf den ersten Blick nicht mit Jazz verbunden. An der Hochschule gebe es aber unter anderem mit dem Lehrstuhl für Jazz- und Pop-Geschichte einen Schwerpunkt wissenschaftlicher Forschung, in Eisenach ein renommiertes internationales Jazz-Archiv. (dpa/Tsp)
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