Am Ende gewinnt der Wolf: Was Robert Habeck Kindern erzählt
2001 publizierte das Ehepaar Habeck/Paluch ein stimmiges Kinderbuch über Wölfe. Nun wurde es, leicht verändert, neu aufgelegt.
Vor seiner Zeit als Berufspolitiker war Robert Habeck rund zehn Jahre lang Schriftsteller. Zusammen mit seiner Frau, Andrea Paluch, veröffentlichte er Romane, Kinder- und Jugendbücher, übersetzte er Lyrik aus dem Englischen, verfasste ein Theaterstück.
Das erste gemeinsame Buch erschien 2001 unter dem Titel „Jagd auf den Wolf“. Und da es aktuell geblieben ist, unterhaltend und spannend zu lesen, ist es nun in einer (überarbeiteten und leicht gekürzten) Neuausgabe wieder aufgelegt worden, der Titel: „Ruf der Wölfe“ [Edel Verlag, Hamburg 2019, 158 Seiten, 12,99 €, ab zehn Jahren]
Ist der Wolf ein Problemtier und Feind des Menschen, ist er also zu jagen und zu töten? Oder haben wir es im Gegenteil mit einem sehr nützlichen Kameraden zu tun, der für den Naturkreislauf wichtig ist? Ein Thema, das derzeit wieder debattiert wird. Ein Thema, das dem Kinderbuch von Habeck und Paluch zugrunde liegt.
Eine Treibjagd wird initiiert
Nicht der Wolf sei gefährlich, sondern der Mensch, sagt Schülerin Clara in der Biologiestunde, und sie weiß zudem: „Autos sind eben wichtiger als Tiere.“ Ihr Mitschüler Jan, der dem Wolf im Wald schon begegnet ist und nun Auskunft geben soll, erklärt den Journalisten: „Ein Wolf frisst nur, um zu überleben, der Mensch tötet Tiere aus Vergnügen.“ Das wollen die Journalisten so nicht hören, und sie machen aus dem Interview eine Revolvergeschichte, erzählen das Gegenteil von dem, was Jan gesagt hat.
Die Bevölkerung ist in Panik. Die Polizei richtet Sperrgebiete ein. Eine Treibjagd wird initiiert. Der Wolf soll mit allen Mitteln zur Strecke gebracht werden. Doch Jan, längst im Bannkreis von Clara, und, wir ahnen es, auch verliebt in sie, denkt sich eine Finte aus und rettet dem Wolf schließlich das Leben, indem er ihn mit Knallkörpern vertreibt.
Zuvor hatten sich Clara und Jan schlau gemacht über die Gesetzgebung, sie hatten Naturschutzparagrafen in den Blick genommen. Am Ende werden die Lügen eines Bauern aufgeklärt, der die Nachbarn gegen den Wolf aufgebracht hatte.
Es ist ein sehr gegenwärtiges Jugendbuch, leicht und stimmig verknüpft, schmissig und spannend in Szene gesetzt, nicht allzu pädagogisch, aber doch mit einem bestimmten Blick auf die Welt, und schließlich mit einem prallvollen Happy End versehen.
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Die vorliegende Ausgabe ist leicht gekürzt und überarbeitet und auch gemildert und aktualisiert. Die Namen der Hauptfiguren sind andere: Aus Camilla ist Clara geworden, Martin heißt hier Jan, und Google gibt es nun auch. Clara darf nicht mehr „Autos sind scheiße“ sagen, weil sie „wichtiger sind als Leben“; sie darf Jan auch nicht mehr als „Arschloch“ bezeichnen, sondern nun bloß als „Blödmann“; und sie stellt sich auch nicht mehr als Mitglied von Greenpeace vor. Und auch Dr. Koopmann, „der Experte für Wölfe“, kommt in der Neuauflage nun nicht von Greenpeace, sondern vom Ministerium.
Armeelaster und Soldaten kommen nicht mehr vor
Aus einer Sammlung von Bleisoldaten sind Computerspiele geworden, und es ziehen auch keine Soldaten auf, um den Wolf zu jagen, es tauchen kein „Armeejeep“ und kein „Armeelaster“ mehr auf wie in der Erstausgabe. Unverdächtiger wird bloß noch von Jägern gesprochen.
In einem elfseitigen Nachwort informiert Thomas Gall schließlich noch über den aktuellen Stand, „Mensch und Wolf heute“, lautet eine Überschrift. Nach diesem Buch können auch Kinder mitreden.