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Cover von Sieferle-Buch "Finis Germania"
© Promo

"Finis Germania" wird Bestseller: Von rechts nach oben

Rolf Peter Sieferles völkisch raunendes Machwerk "Finis Germania" steht nun auch in den Top-Ten der "Spiegel"-Bestsellerliste.

Zuerst lieber zu den üblichen Bewegungen auf der Bestsellerliste des „Spiegels“, die das Hamburger Magazin zusammen mit Media Control nicht nur in Online-Shops, sondern insbesondere im Sortiments- und Bahnhofsbuchhandel und in Kauf- und Warenhäusern wöchentlich ermittelt. Es gibt ein weiteres „Pubertier“-Buch von Jan Weiler, und wie seine beiden Vorgänger ist „Und ewig schläft das Pubertier“ sofort nach seiner Veröffentlichung wieder ganz hoch eingestiegen, auf Platz vier der Belletristik-Liste. Ein paar Wochen älter und auch schon auf Bestenlisten gewesen ist dagegen der höchste Neueinsteiger auf Platz sechs der Sachbuchcharts, nämlich Rolf Peter Sieferles antisemitisches, völkisch raunendes, verschwörungstheoretisches Buch „Finis Germania“.

Es war der „Spiegel“-Redakteur Johannes Saltzwedel, der diesen neuen „Spiegel“-Bestseller Mitte Juni bei einem zweiten Versuch erfolgreich auf der Sachbuchbestenliste von NDR und „Süddeutscher Zeitung“ untergebracht hatte – womit er für einen veritablen Skandal und schließlich für das Ende dieser Bestenliste zumindest in ihrer bisherigen Form sorgte. Die Empörung war natürlich auch am rechten Rand groß, von wegen dass der linksliberale Medienmainstream vermeintliche Meisterwerke der Kulturkritik wieder einmal mit all seiner Macht verfemen würde, und wie es dann so geht: Sieferles Machwerk entwickelte sich Mitte Juni für einige Tage zum Nummer-eins-Titel auf der Amazon-Buchbestsellerliste. „Machen wir Sieferle zu einem zweiten Sarrazin!“, jubelte daraufhin das rechtspopulistische Hassblog „Politically Incorrect“: „Wir sind es seinem Andenken und der Zukunft der Meinungsfreiheit schuldig.“

Ob Sieferles Buch jetzt so erfolgreich wird wie "Deutschland schafft sich ab"?

Bedenklich ist, dass das zumindest im Kleinen zu gelingen scheint. Im Gegensatz zu der Amazon-Liste, auf der schon ein paar hundert bestellte oder verkaufte Bücher für enorme Bewegungen nach oben oder eben Top-1-Platzierungen reichen, ist die „Spiegel“-Liste schwerfälliger und aussagekräftiger, gerade wenn ein Buch wie in diesem Fall schon ein paar Wochen auf dem Markt ist. Zudem liegt „Finis Germania“ nun in den Bestsellerschaukästen der Buchhandlungen, und Antaios-Verleger Götz Kubitschek dürfte mit Freuden den beliebten „,Spiegel’-Bestseller“–Button auf das Buch pappen.

Noch bedenklicher ist, dass nach aussagekräftigen Rezensionen zum Beispiel im „Spiegel“, in dem Sieferles Buch als „völkische Angstfantasie“ bezeichnet wurde, als Bewegung eines Autors „von rechts nach rechtsradikal“, sich viele Menschen nicht davon abhalten lassen, das Buch zu kaufen – eben weil sie sich darin, im Gedankengut Sieferles, wiederfinden. Andererseits: Die Meinungsfreiheit hält das aus, sie hat auch Sarrazins oder Akif Pirinçcis Bestseller ausgehalten.

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