Konzert von Family 5: Von den guten Zeiten wird gern erzählt
Für immer Soulpunk: Peter Hein und seine Band Family 5 lassen sich nicht verbiegen. Sie spielen beim Konzert im Badehaus den gleichen rumpeligen Sound wie vor 12 Jahren.
Mit seiner anderen Band, den Fehlfarben, ist Peter Hein, nach mehreren Unterbrechungen und Abschieden von der Musik generell, seit einer Weile wieder Dauergast in Berlin. Volles Haus ist bei Konzerten der Fehlfarben immer garantiert, am Ende läuft der ewige Bandhit „Ein Jahr (Es geht voran)“, und alle sind glücklich. Nun ist Peter Hein, dieses Faktotum des deutschen Punkrock aus Düsseldorf, mal wieder in der Stadt, aber mit seiner anderen, weniger bekannten Band, den Family 5. Bei ihrem Auftritt wartet niemand auf den großen Hit, weil es den nie gab. Auch das Publikum, das sich im Badehaus Szimpla in Friedrichshain versammelt, ist vergleichsweise überschaubar, zu einem Konzert der Fehlfarben kommen im Schnitt bestimmt drei Mal so viele Zuschauer.
Dabei ist der Peter Hein der Family 5 derselbe Peter Hein wie bei den Fehlfarben. Die Färbung seiner Gesangsstimme ist dieselbe, sein Bühnengebaren ist gleich, seine Frisur auch, und seine Ansagen sind bei beiden Bands ähnlich schrullig, lustig oder ätzend. Den Unterschied machen eher Heins Mitstreiter und der Sound der Band, wenngleich nur in Nuancen. Was für den Punk der Fehlfarben schon immer der Funk ist, das ist für den Punk der Family 5 der Soul. Wobei Soul schon ein ziemlich gewichtiges Wort ist für den wenig ausgefeilten Polterrock der Family 5, den man so auch nur hinbekommt, wenn man sich bei den Proben absolut einig ist, möglichst nicht zu viel zu proben. Soul heißt bloß, dass in jedem einzelnen Schrammelsong irgendwann ein Bläsersatz aus Saxofon und Trompete erklingen muss, der für kleine Otis-Redding-Momente sorgt. Schnell werden sie vom holprigen Schlagzeug und der sägenden Gitarre wieder verjagt. Bis die Bläser im nächsten Song eben erneut für so etwas wie große Begeisterung im kleinen Badehaus sorgen.
Peter Hein ist einer der Großen der deutschen Popgeschichte
Nach zwölf Jahren Pause haben Family 5 eine neue Platte veröffentlicht, die so klingt wie die alten Family-5-Platten, was als Kompliment gemeint ist. Auch live, das lässt sich klar sagen, klingt die Band immer noch wie vor 12 Jahren. Vielleicht auch wie vor 35 Jahren. Nichts wurde dazugelernt, nichts großartig verändert. Diesen aus der Zeit gefallenen Soulpunk könnte heute keine Nachwuchsband mehr auf einem Stadtteilfest spielen, ohne ausgebuht zu werden. Aber Peter Hein, der zu den großen Überlebenden der deutschen Popgeschichte zählt, ist ein Pionier von NDW und Postpunk, einer, ohne den die hiesige Indiemusik heute anders aussehen würde. Und Hein singt immer noch zu diesem rumpeligen Soulpunk. Respekt.
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