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Der Neue. Chris Dercon, zukünftiger Intendant der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.
© Kai-Uwe Heinrich
Update

Offener Protestbrief: Volksbühne macht mobil gegen Chris Dercon

Die Berliner Volksbühne protestiert gegen den neuen Intendanten Chris Dercon. In einem offenen Brief an Politiker kritisieren sie dessen Konzept.

Eisiger Wind weht Chris Dercon entgegen. In gut einem Jahr soll er die Intendanz der Volksbühne von Frank Castorf übernehmen. Die Belegschaft protestiert dagegen jetzt in ungewöhnlich scharfer Form. In einem offenen Brief an die Parteien des Berliner Abgeordnetenhauses und die – hier gar nicht zuständige – Kulturstaatsministerin Monika Grütters heißt es: „Eine konzeptionelle Linie der künstlerische-strukturellen Weiterentwicklung unseres Theaters ist in den Ausführungen Chris Dercons und seiner Programmdirektorin Marietta Piekenbrock nicht zu erkennen.“ Es seien nur Gemeinplätze zu hören gewesen bei einer Vollversammlung am 28. April. „In der Banalität der Verkündung“ fürchten die Theaterleute den „Ausverkauf der für uns geltenden künstlerischen Maßstäbe und die zu erwartende Schwächung unseres potenten Schauspieltheaterbetriebs.“ Dercon setzt auf Tanz, Musiktheater, Medienkunst, wenn es nach ihm geht, soll „das Sprechtheater nicht die dominante Säule dieses Hauses sein.“

200 Mitarbeiter aus allen Gewerken haben unterzeichnet

Unterzeichnet haben an die 200 Mitarbeiter der Volksbühne aus allen Gewerken, darunter auch prominente Schauspieler wie Wolfram Koch, Alexander Scheer, Martin Wuttke, Kathrin Angerer, Birgit Minichmayr und Sophie Rois und die Regisseure Herbert Fritsch, René Pollesch, Christoph Marthaler.

Sie sagen: „Dieser Intendantenwechsel ist keine freundliche Übernahme. Er ist eine irreversible Zäsur und ein Bruch in der jüngeren Theatergeschichte.“ Und mehr noch: „Dieser Wechsel steht für eine historische Nivellierung und Schleifung von Identität. Die künstlerische Verarbeitung gesellschaftlicher Konflikte wird zugunsten einer global verbreiteten Konsenskultur mit einheitlichen Darstellungs- und Verkaufsmustern verdrängt.“ Die Kritik richtet sich gegen den Senat und den Kulturstaatssekretär Tim Renner. Er arbeite an der „Zerstörung von Originalität und Eigensinn.“ Deshalb müsse Dercons Konzept überprüft werden. Tsp

Den offenen Brief der Volksbühnen-Belegschaft finden Sie hier als PDF zum Download.

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