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Staatssekretär Torsten Wöhlert (Die Linke) vertrat am Montag im Kulturausschuss Klaus Lederer - und gab wenig Anlass zur Hoffnung.
© Lisa Ducret/dpa

Alle Einrichtungen dicht: Verlängerung des Berliner Kultur-Lockdowns über Ostern hinaus möglich

Der Kulturausschuss wagt keine Prognosen über den Neustart der Kultur vor dem Sommer. Bei Hilfsprogrammen möchte man zuerst die Maßnahmen des Bundes abwarten.

Düster und deprimierend, so wie der Januar-Himmel über Berlin, sind die Aussichten für die Kulturszene der Hauptstadt. Staatssekretär Torsten Wöhlert, der am Montag Senator Klaus Lederer im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses vertritt, hat den Parlamentariern keinerlei Lichtblick anzukündigen.

Im Gegenteil: Er sieht sich genötigt zu präzisieren, dass die Ankündigung, alle Einrichtungen würden bis Ostern geschlossen bleiben, keineswegs die Information einschließt, sie könnten Anfang April wieder loslegen.

Der Senator habe mit den Intendantinnen und Intendanten lediglich besprochen, dass die Häuser mindestens bis Ostern zu sind. Und notfalls eben auch darüber hinaus. „Es gibt Virologen“, fügt Wöhlert hinzu, „die sagen, dass die gesamte Saison gelaufen ist, zumindest in Innenräumen.“ Dass also bis Ende Juni in den Sälen keine Aufführungen vor Publikum stattfinden könnten. Rechnet man die Sommerpause hinzu, würden sich nach diesem Szenario die Vorhänge erst im Herbst 2021 wieder öffnen.

Ziel bei der Nennung der Osterfeiertage sei gewesen, betont Wöhlert, den Institutionen Planungssicherheit zu geben – wenn auch nur ex negativo.

Laut geltender Rechtslage dürfen die Infektionsschutzmaßnahmen nur für vier Wochen beschlossen werden. Bis zum Gedenken an die Kreuzigung Christi waren es noch 12 Wochen, als Lederer am vergangenen Donnerstag seine Ankündigung machte. Also hat er lediglich zwei weitere Monatszyklen vorausgedacht.

Die Richtlinien für einen Neustart sind fertig

Die Kultusministerkonferenz, so der Staatssekretär, habe allerdings schon Richtlinien für einen möglichen Neustart der Kultur entwickelt: Als erstes soll es Angebote für Kinder und Jugendliche geben, dann folgen die Museen, schließlich die Theater und Konzertsäle mit Lüftungsanlagen.

„Crowdmanagement“ lautet das Zauberwort in Sachen potenzieller Museumsöffnung: Weil sie Orte sind, an denen sich die Zahl der Besucher passgenau regeln lässt und deren Wege dann gut kanalisiert werden können. In Wöhlerts Worten: „Wenn die Baumärkte wieder aufmachen können, müssten es auch die Museen dürfen.“

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Was Freiluftveranstaltungen betrifft, kann sich Wöhlert eine Hybridform der Fête de la Musique mit Abstand vorstellen, einen Karneval der Kulturen aber nicht. Sollten einzelne Theater während der Sommerpause durchspielen wollen, stehe ihnen das frei.

Kritisch sieht der Staatssekretär dagegen die Idee, vor Aufführungen alle Besucher per Schnelltest zu untersuchen. Solange dafür medizinisches Personal nötig sei, das dann andernorts fehle, käme dies nicht infrage. Sollten irgendwann Selbsttests zugelassen werden, wie jetzt schon in Österreich, dann vielleicht. Dennoch bliebe die Logistik enorm aufwändig.

Wie umständlich politisches Handeln im Föderalismus sein kann, zeigen Wöhlerts Ausführungen zu den Berliner Hilfsprogrammen. Die Stadt will eigentlich erstmal beobachten, welche Maßnahmen für die Kultur vom Bund entwickelt werden, um anschließend Förderlücken definieren und gezielt stopfen zu können.

Ziemlich grotesk wirkt nach all den Argumenten, dass der FDP-Abgeordnete Florian Kluckert darauf besteht, endlich über einen Antrag abzustimmen, den er schon im vergangenen September eingereicht hat. Der fordert: „Endlich wieder mehr Kultur wagen – Theater und Konzertsäle verantwortungsbewusst auslasten“. Das hält sogar Dieter Neuendorf von der AfD „zum jetzigen Zeitpunkt nicht für realistisch“.

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