"Serena" mit Jennifer Lawrence und Bradley Cooper: Unter Holzfällern
In den Wäldern von North Carolina: „Serena“, der neue Film der dänischen Regisseurin Susanne Bier vereint das Kino-Traumpaar Jennifer Lawrence und Bradley Cooper in einem Dreißigerjahre-Melodram.
Der seidene Morgenrock bildet einen eigenwilligen Kontrast zur schmutzig braunen Appalachen-Matschepampe, in der sie neuerdings haust: Serena (Jennifer Lawrence) ist frisch mit dem Holzunternehmer George (Bradley Cooper) verheiratet. In dem Kaff in North Carolina, wo der ehrgeizige Mann in den 1920er Jahren sein Business ausbaut, hat man derlei Eleganz, gepaart mit der Tatkraft der ebenfalls aus dem Holzgeschäft stammenden Frau, noch nie gesehen. Wie Serena sich in der Männerwelt behauptet, wie sie den Lumberjacks zeigt, wie man Stämme ordentlich fällt, das ist ein furioser Auftakt zu Susanne Biers Drama „Serena“, für das sie das eingespielte Paar Lawrence und Cooper zwischen deren Filmen „Silver Linings“ und „American Hustle“ verpflichtete. In opulenten, an große Hollywooddramen erinnernden Bildern inszeniert Bier die auf einem Roman von Ron Rash beruhende klassische Geschichte vom „new girl on the block“, das hier allerdings erst recht spät auf der Leinwand erscheint: Der Fokus liegt, trotz des Titels, lange bei George.
Anfangs war George gewarnt worden, Serena sei verrückt; sie verschafft sich dann jedoch schnell Respekt bei den Raubeinen, auch wenn Georges Geschäftspartner Buchanan (überzeugend gespielt von David Dencik) um den Platz an Georges Seite fürchtet. Sogar die Tatsache, dass Georges Ex-Geliebte ein uneheliches Kind von ihm hat, macht Serena nichts aus – sie toleriert die Frau und ihr Baby im Dorf. Doch nachdem die schwangere Serena einem von Georges Mitarbeitern in einer halsbrecherischen Aktion das Leben rettet, hat sie eine Fehlgeburt und muss ins Krankenhaus. Nach einer Notoperation kann sie keine Kinder mehr bekommen.
Jennifer Lawrence gibt die "mad woman"
Nun allerdings stürzen melodramatische Elemente in den Film wie Wassermassen in ein ausgetrocknetes Flussbett: Serenas Trauma (sie verlor ihre Familie bei einem Feuer) bricht angesichts der persönlichen Katastrophe auf, und aus der ebenbürtigen Partnerin wird eine unkontrolliert agierende Eifersüchtige. Zwar ist auch der Typus „mad woman“ eine Figur, die Jennifer Lawrence durchaus spielen kann. Doch Susanne Biers Inszenierung verliert angesichts der vielen Tränen, der plötzlich geforderten Rachsucht, Missgunst und kriminellen Energie ihre Linie.
So verwandelt sich das kraftvoll angelegte Sittenbild einer harten Zeit in einen simplen Kampf zwischen Vernunft (Mann) und Hysterie (Frau). Wahrscheinlich wollte Bier nicht bloß eine platte Superheldin zeigen, sondern eine echte, von Tragik überschattete Protagonistin. Schade, dass sie dafür so tief in die Klischeekiste greifen musste.
Cinemaxx, Filmkunst 66, Cinestar Tegel, Cinestar Tegel, Zoo Palast; OV im Cinestar Sony Center und Colosseum; OmU: Babylon Kreuzberg, Hackesche Höfe, Kulturbrauerei
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