Berliner Staatsoper: Unter den Linden werdet ihr mich finden
Acht Premieren präsentiert die Berliner Staatsoper in der Saison 2017/18 in ihrem sanierten Stammhaus - auch Placido Domingo ist dabei
Drei sind keiner zu viel! In perfekter Harmonie inszeniert sich das Leitungstrio der Staatsoper bei der Präsentation der ersten Spielzeit im sanierten Stammhaus. Musikchef Daniel Barenboim thront in der Mitte, flankiert von seinen beiden Intendanten. Jürgen Flimm wird ja den Job zum April 2018 an Matthias Schulz abtreten. „Als Theatermenschen denken wir immer aufs Happyend hin“, sagt Flimm – und meint damit: Diesmal soll, diesmal muss es klappen mit der Eröffnung. Wenn auch im zwei Etappen.
Gerade einmal fünf Tage räumen die Bauleute den Künstlern ein für die symbolische Inbesitznahme im Oktober. Am 3. Oktober geht es mit Robert Schumanns „Szenen aus Goethes Faust“ los, dirigiert von Barenboim, inszeniert von Flimm, mit hauseigenen Ensemblesängern. Zwei Konzerte spielt die Stadtkapelle, eines die Wiener Philharmoniker, dann wird wieder zugesperrt, für die Restarbeiten, bis zum 7. Dezember.
An diesem Tag jährt sich die Weihe des Hauses zum 275. Mal – und Jürgen Flimm scheint seine letzte Saison passend dazu mit dem Taschenrechner geplant zu haben. Die reifen und sehr reifen Herren, die er sich als Partner und Gäste eingeladen hat, kommen zusammen nämlich exakt auf das doppelte Alter des historischen Gebäudes.
Zum ersten Mal wird Barenboim Verdis "Falstaff" dirigieren
Das Bühnenbild zum „Faust“ entwirft der Malerfürst Markus Lüpertz (76), Achim Freyer (83) wird „Hänsel und Gretel“ auf seine märchenhafte Art zum Gesamtkunstwerk machen (Premiere am 8. Dezember). Zubin Mehta (81) und Hans Neuenfels (76) widmen sich „Salome“, Harry Kupfer (81) und Daniel Barenboim (74) bringen Verdis „Macbeth“ auf die Bühne, die Titelrolle singt Placido Domingo (76), seine Lady ist Anna Netrebko (hier schweigt des Schreibers Höflichkeit).
Die jüngere Generation ist durch die Regisseurin Eva-Maria Höckmayr und den Alte-Musik-Spezialisten Diego Fasolis vertreten, die Monteverdis „Incoronazione di Poppea“ erarbeiten, sowie durch Dmitri Tcherniakow, der mit Barenboim eine neue „Tristan und Isolde“-Deutung herausbringt. Zu den österlichen Festtagen hat der Musikchef für Verdis Alterswerk „Falstaff“, das er erstmals dirigiert, den Regisseur Mario Martone engagiert. Jürgen Flimm selber arbeitet bei Salvatore Sciarrinos neuer Oper „Ti vedo, ti sento, mi perdo“ mit dem Bildhauer George Tsypin zusammen.
Das Repertoire wird zunächst nur 13 Titel umfassen, da alle Produktionen an die neuen technischen Gegebenheiten Unter den Linden angepasst werden müssen. Das Werkstatt-Programm mit Kinderstücken und experimentellem Musiktheater findet eine neue Heimat auf einer der Probebühnen im Intendanzgebäude, die Sinfoniekonzerte der Staatsoper werden weiterhin doppelt gespielt, in der Philharmonie sowie in der Oper selber (statt im Konzerthaus). Frederik Hanssen
Der Vorverkauf für Veranstaltungen bis zum 30. 11. beginnt am 8. Juli. Ab 7. 10. ist dann die komplette Saison verfügbar.