Verlag Suhrkamp: Ulla Unseld-Berkéwicz zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück
Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück, wechselt in den Aufsichtsrat und übergibt an Jonathan Landgrebe. Wie es bei Suhrkamp im Einzelnen weiter geht.
Schon auf dem Suhrkamp-Kritikerempfang während der Frankfurter Buchmesse hatte man hinter vorgehaltener Hand ja wieder so einiges Lästerliche gehört über den Verlag und seine Umbauten: Wann tritt sie denn nun ab, die Suhrkamp-Verlegerin? Waren das nur leere Worte nach dem epischen, aber bekanntlich auf ganzer Linie siegreich gestalteten Kampf um die Macht und letztlich die eigene Existenz gegen den diesen Sommer verstorbenen Minderheitengesellschafter Hans Barlach? Und warum dauert es so lange mit den Personalien für den Aufsichtsrat der neu geschaffenen Suhrkamp AG?
Rachel Salamander ist die dritte Frau im Aufsichtsratsbunde
Andererseits hatten der Verlag und seine standhafte Chefin keine wirkliche Eile. Die Wella-Erbin und Kunstsammlerin Sylvia Ströher war ja mit ihrem Ehemann Ulrich schon länger mit im Suhrkamp-Boot und zahlte während der Insolvenz die Autorenhonorare. Jetzt aber, nach der ersten Hauptversammlung der Suhrkamp AG, ist es amtlich: Ulla Unseld-Berkéwicz zieht sich, wie es in einer Suhrkamp-Mitteilung von Donnerstagmittag heißt, aus dem operativen Geschäft zurück und übernimmt den Vorsitz des Aufsichtsrats der Suhrkamp AG.
In diesem sitzen zudem ebenjene Sylvia Ströher sowie Rachel Salamander, die damit nach ihrem Intermezzo als Quasi- „FAZ“-Literaturchefin und Quasi-ReichRanicki-Nachfolgerin wieder nach Berlin zurückkehrt (wo sie von 2001 bis 2013 bekanntlich Herausgeberin der „Literarischen Welt“ war).
Es gibt drei Aktionäre - und mehr sollen es auch nicht werden
Dieser rein weibliche Aufsichtsrat (in welchem Unternehmen gibt es das sonst noch?) hat nun – was keine Überraschung darstellt, weil es von Beginn an so vorgesehen war – Jonathan Landgrebe zum alleinigen Vorstand der Suhrkamp AG bestellt. Und er hat den Cheflektor Raimund Fellinger sowie die Unternehmenssprecherin Tanja Postpischil als Mitglieder der erweiterten Geschäftsleitung bestätigt. Diese wird zudem der künftige, nach dem Weggang von Gerhard Schneider bislang noch nicht ernannte kaufmännische Leiter der Verlage Suhrkamp und Insel komplettieren.
Nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft besitzt die Ulla und Siegfried Familienstiftung die Mehrheit der Aktien zusammen mit den Neuaktionären, den Ströhers: insgesamt 61 Prozent. Und nach einer vertraglichen Bündelung dieser Aktien verfügt sie auch über die Stimmrechtsmehrheit. Der dritte Aktionär ist die Medienholding. Wie man hört, soll sich daran in Zukunft nichts ändern und somit kein neuer Investor als Aktionär gewonnen werden. Alles neu also, aber auch viel beim Alten.