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Olga Peretyatko
© Dario Acosta/Sony

Olga Peretyatko im Konzerthaus: Tränen im Schnee

Sentimentales Schmachten, technische Perfektion: Die Operndiva Olga Peretyatko singt Russisches im Konzerthaus.

Wenn im Rahmen der Hommage an den Jahrhundertcellisten Mstislaw „Slawa“ Rostropowitsch, die noch bis zum 19. November im Konzerthaus zelebriert wird, auch ein Liederabend auftaucht, so hat das durchaus seine Richtigkeit. Der vielseitig begabte Künstler war nämlich nicht nur seit 1955 mit der Sopranistin Galina Wischnewskaya verheiratet, sondern hat seine Gattin auch regelmäßig bei Konzerten am Flügel begleitet. Wobei er nie vergaß, kurz vor Beginn anzumerken, dass er besser nicht auftreten solle, weil er zu wenig geübt habe.

Olga Peretyatko schleppt am Dienstag ihren Ehemann nicht mit auf die Bühne im kleinen Konzerthaus-Saal – obwohl der Dirigent Michele Mariotti ihr wahrscheinlich ebenso gut zur Seite stehen könnte wie weiland Slawa seiner Galina. Nein, die 1980 in St. Petersburg geborene Sängerin hat ihren verehrten Lehrer Semjon Skigin mitgebracht. Der saß schon an den Tasten, als sie blutjung zur Aufnahmeprüfung an der Berliner Hanns-Eisler-Musikhochschule antrat. Damals überzeugte sie die Professoren mit Eva Dell’Acquas „Villanelle“, einem sentimentalen Schmankerl-Stück für Koloratursopranistinnen, das sie auch jetzt wieder ihrem Publikum charmant-brillant zu servieren versteht, als französischsprachiges Zugabe-Sahnehäubchen nach einem rein russischen Programm.

Agil bis in die höchsten Töne

Denn natürlich stehen Werke aus ihrer und Rostropowitschs Heimat im Fokus des Abends. Schwermütig-sehnsuchtsvolle Romanzen, wie sie dort im 19. Jahrhundert so beliebt waren, aber auch mehrere Arien. Denn die Oper ist das eigentliche Terrain von Olga Peretyatko, in Berlin war sie jüngst im Schillertheater bei Wim Wenders Musiktheaterdebüt mit Bizets „Perlenfischern“ zu erleben sowie in Dmitri Tschernjakow grandioser Inszenierung von Rimsky-Korsakows „Zarenbraut“. Die Wahnsinnsszene der Marfa gestaltet sie im Konzerthaus mit genuinem Theaterinstinkt – und einer in voller Blüte befindlichen Stimme: agil bis in die höchsten Höhen, warm und leuchtend, technisch absolut perfekt geschult.

Ihr Fach als Schauspielerin wäre die „Sentimentale“, die junge Frau aus gutem Hause, die vernünftig heiraten soll und doch von der großen Liebe träumt. Viele der Lieder von Michail Glinka, Rimsky- Korsakow, Tschaikowsky und Rachmaninow, die Olga Peretyatko ausgewählt hat, handeln von diesem Konfliktfeld zwischen Sinn und Sinnlichkeit. Sie macht jeweils kleine Opernszenen daraus, mit edler, geschmeidiger Phrasierung, betörenden Schwelltönen und, ja, durchaus auch mit einem Hang zur altmodischen Diven-Pose.

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