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Die meisten Nominierungen vereint mit acht Nennungen "Die Blumen von Gestern" auf sich, Chris Kraus' umstrittene Holocaustforscher-Komödie.
© Four Minutes Filmproduktion

Deutscher Filmpreis 2017: "Toni Erdmann" konkurriert mit "Die Blumen von gestern"

Chris Kraus' Holocaustforscherkomödie "Die Blumen von gestern" ist mit acht Nominierungen Spitzenreiter bei den Lolas. "Wild" und "Toni Erdmann" folgen mit sieben und sechs Nennungen.

Maren Ades Vater-Tochter-Tragikomödie "Toni Erdmann" geht mit sechs Nominierungen ins Rennen um den Deutschen Filmpreis 2017, in allen Hauptkategorien ist der bereits vielfach presgekrönte Film nominiert, darunter für Regie, Drehbuch und die Hauptdarsteller. Die meisten Nominierungen vereint mit acht Nennungen jedoch überraschenderweise Chris' Kraus Holocaustforscher-Komödie "Die Blumen von gestern" auf sich, der Film hatte wegen seines eher misslungenen Versuchs, das Thema der Vergangenheitsbewältigung mit den Mitteln der Komödie anzugehen, viel Kritik auf sich gezogen - zu Recht. In der Königsdisziplin Bester Film, in der bereits die Nominierung mit 250.000 Euro dotiert ist, gehen für Gold, Silber und Bronze außerdem Nicolette Krebitz' Frau-liebt-Wolf-Geschichte "Wild" mit ebenfalls überraschenden sieben Nennungen, Anne Zohra Berracheds tapferes Schwangerschaftsdrama "24 Wochen" und Fatih Akins Bestselleradaption "Tschick" (je 4 Nominierungen) an den Start, zudem der Publikumsliebling "Willkommen bei den Hartmanns".

Kulturell herausragende kleinere Werke wie etwa Asli Özges intensives Provinzdrama "Auf einmal" sind nicht dabei, sehr schade. Für die Lola in Gold gibt es 500.000 Euro, die Preise sind explizit als kulturelle Filmförderung dotiert. Weshalb 250.000 Euro für eine diskriminierende Flüchtlingskomödie wie "Willkommen bei den Hartmanns" - der Afrikaner Djallo bleibt reine Projektionsfläche - ein Ärgernis sind. Die Nominierungen wurden am Donnerstag in der Deutschen Kinemathek in Berlin von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Iris Berben als Präsidentin der Deutschen Filmakademie sowie der Schauspielerin Meret Becker bekanntgegeben.

Schauspielerin Sandra Hüller und Regisseurin Maren Ade auf dem Roten Teppich zur Oscar-Gala, am 27. Februar. "Toni Erdmann" war dort leer ausgegangen, hat aber auf Festivals und bei internationalen Filmfestpreisen mehrere Dutzend mal gewonnen, darunter den Europäischen Filmpreis und den Independent Spirit Award.
Schauspielerin Sandra Hüller und Regisseurin Maren Ade auf dem Roten Teppich zur Oscar-Gala, am 27. Februar. "Toni Erdmann" war dort leer ausgegangen, hat aber auf Festivals und bei internationalen Filmfestpreisen mehrere Dutzend mal gewonnen, darunter den Europäischen Filmpreis und den Independent Spirit Award.
© Reuters

Die Lola-Gala findet am 28. April statt

Bei den Regisseuren konkurrieren Maren Ade, Anne Zohra Berrached und Chris Kraus um die goldene Statuette, als beste Hauptdarstellerinnen sind Sandra Hüller ("Toni Erdmann"), Julia Jentsch ("24 Wochen") und Lilith Stangenberg ("Wild") nominiert, bei den Hauptdarstellerin sind es neben Peter "Toni Erdmann" Simonischek die Kollegen Lars Eidinger ("Die Blumen von gestern") und Bruno Ganz ("In Zeiten des abnehmenden Lichts"). Als Nebendarsteller gehen unter anderem Fritzi Haberlandt, Christiane Paul, Martin Feiel und Georg Friedrich an den Start. In den Nebenkategorien ist zudem Christian Schwochows "Paula" mit vier Nominierungen gut vertreten, ein Biopic über Paula Modersohn-Becker.

Bei den Dokumentarfilmen sind drei Kandidaten in der Endauswahl, Ayat Najafis Frauen-Iran-Doku "No Land's Song", außerdem "Cahier Africain" von Heidi Specogna, Und Alesancer Kleiders "Berlin Rebell, High School", jede Nominierung ist mit 100.000 Euro dotiert.

Als Kinderfilme sind zwei Produktionen (je 125.000 Euro) dabei, Andreas Dresens "Timm Thaler"-Verfilmung sowie "Auf Augenhöhe" von Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters meinte bei der Nominierungs-Bekanntgabe, ihre Lieblingsfilme in dieser Saison seien "24 Wochen", "Tschick" und natürlich "Toni Erdmann" gewesen. Sie betonte unter anderem, sie wolle mehr für die Drehbuchförderung tun.

Die Lola-Gala findet am 28. April im Palais am Funkturm statt und wird am gleichen Abend im ZDF übertragen. Die diesjährige Ehrenpreisträgerin steht schon fest: Die Schnittmeisterin Monika Schindler erhält die Lola in Gold für herausragende Verdienste um den deutschen Film. Über die übrigen Gewinner in 18 Kategorien entscheiden die rund 1800 Mitglieder der Deutschen Filmakademie. Die Auszeichnungen sind insgesamt mit knapp 3 Millionen Euro dotiert. Als besucherstärkster Film erhält die Flüchtlingskomödie "Willkommen bei den Hartmanns" (3,5 Millionen Besucher) den Publikumspreis.

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