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Szene aus "Dornröschen".
© Staatsballett/Yan Revazov

Streik beim Staatsballett: Tänzer müssen zu weit laufen

Am Karfreitag fiel an der Deutschen Oper die "Dornröschen"-Aufführung aus. Der Grund: Die Tänzer des Staatsballetts Berlin kämpfen darum, sich von Gewerkschaft Verdi vertreten lassen zu dürfen

Alle Beine stehen still, wenn ihr starker Arm es will: Am Karfreitag rief die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Tänzer des Berliner Staatsballetts kurzfristig zu einem Warnstreik auf. Der startete um 18.30 Uhr und endete erst um Mitternacht. Damit fiel auch die abendliche Vorstellung von Peter Tschaikowskys Ballett „Dornröschen“ an der Deutschen Oper der Arbeitskampfmaßnahme zum Opfer. 1800 Besucher der ausverkauften Vorstellung mussten nach Hause geschickt werden. Die Tänzer versuchten, vor Ort ihre Beweggründe darzulegen, ernteten vom erbosten Publikum aber zum Teil harsche Reaktionen.

Direktor Georg Vierthaler will nicht mit Verdi verhandeln

Hintergrund der drastischen Aktion ist der Versuch Verdis, sich als Verhandlungspartner der Berliner Opernstiftung in Fragen der Tarifverhandlungen durchzusetzen. Bislang weigert sich der Geschäftsführende Direktor des Staatsballetts, Georg Vierthaler, mit Verdi zu verhandeln. Seit Jahrzehnten sei es üblich, so sein Argument, dass Ballett- Profis von der „Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger“ sowie der „Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer“ vertreten würden. Im Fall des Staatsballetts aber sind mittlerweile über 80 Prozent der 77-köpfigen Kompanie bei Verdi organisiert.

Ziel der Gewerkschaft ist es, einen Haustarifvertrag zu schließen, der die besonderen Berliner Arbeitsbedingungen berücksichtigt. Da die Tänzer ihre rund 120 Vorstellungen pro Saison in allen drei Opernhäusern der Stadt absolvieren, wechseln ihre Wege zum Arbeitsplatz ununterbrochen und sind oft überdurchschnittlich lang. Weitere Punkte, für die sich Verdi stark macht, sind die Bezahlung von solistischen Leistungen der Ensembletänzer sowie das Mitspracherecht der Künstler bei Pausenregelungen.

„Dornröschen“-Aufführung am Ostermontag ungewiss

Ein Mitglied der Kompanie betonte am Samstag gegenüber dem Tagesspiegel, das gesamte Ensemble stehe geschlossen hinter den Forderungen. Nachdem bereits zwei Mal Proben bestreikt worden waren, habe man sich am Freitag entschieden, die Vorstellung ausfallen zu lassen. Ob die nächste „Dornröschen“-Aufführung am Ostermontag stattfinden werde, sei noch nicht entschieden.

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