Golden Globes 2017: Tanz den Trump
Meryl Streep hält bei den Golden Globes eine Rede gegen Trump, der kantet umgehend zurück - und das Musical "La La Land" räumt ab: Die Globes-Gala zwischen Entertainment und Politik.
Der Tanz, die Musik, die Leichtigkeit – und klare Worte zu Donald Trump. Die Verleihung der Golden Globes 2017, der wichtigsten Filmpreise außer den Oscars, vereinte in der Nacht zum Montag eben jene Gegensätze, die die westliche Welt gerade zerreißt. Hier der deutliche, auch aggressive Ton in bedrohlichen Zeiten, in denen sich viele nach dem starken Mann sehnen, dort die Sehnsucht nach der Freiheit, trotz alledem weiter zu tanzen und träumen, wie es beliebt.
Beides bescherte der Verleihung ihre Höhepunkte: Zum einen räumte das Hollywood-Musical „La La Land“ gleich sieben Trophäen ab, darunter als beste Komödie, für Regie und Drehbuch (Damien Chazelle) sowie für die Darsteller Emma Stone und Ryan Gosling (deutscher Filmstart am Donnerstag). Zum anderen machte Ehrenpreisträgerin Meryl Streep Furore, als sie über den künftigen US-Präsidenten sagte: „Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle“.
Streep erinnerte daran, wie sich Trump sich in einer Wahlkampfrede über einen körperlich Behinderten lustig gemacht hatte. Ihr sei das Herz gebrochen, es gehe ihr nicht aus dem Kopf: „Dieser Instinkt, andere zu demütigen – wenn es von jemand Mächtigem öffentlich vorgemacht wird –, zieht sich in den Alltag von uns allen“. Respektlosigkeit lade zu Respektlosigkeit ein, so die achtfache Globes- und dreifache Oscar-Gewinnerin, „Gewalt animiert zu Gewalt“. Streep erntete viel Applaus, im Saal und in den sozialen Medien, von prominenten Kolleginnen und Kollegen wie Julianne Moore, Juliette Lewis, Danny Glover und Michael Moore.
Trump über Streep: "eine der überbewertesten Schauspielerinnen Hollywoods"
Donald Trump kantete umgehend zurück. „Ich habe nie einen körperlich behinderten Reporter „nachgeäfft“ (würde das nie tun)“, twitterte er. Er habe nur das „katzbucklige“ Verhalten des damaligen „Washington Post“-Reporters Serge Kovaleski in einer Diskussion um dessen Artikel zu 9/11 zeigen wollen. Meryl Streep nannte er „eine der überbewertetsten Schauspielerinnen in Hollywood“ und eine „Dienerin“ von Hillary Clinton, die „in großem Stil verloren“ habe.
Politik und Entertainment oder Amerika, die gespaltene Nation. Anders als bei den Oscars gibt es bei den von internationalen, in Hollywood ansässigen Filmjournalisten verliehenen Globes zwei Hauptpreise, für die beste Komödie und das beste Drama. Bei letzteren gewann Barry Jenkins’ „Moonlight“, die Coming-of-Age-Story eines schwulen Schwarzen in Miami (deutscher Filmstart: 9. März). Schon das Sujet der auch für die Oscars hoch gehandelten Independentproduktion dürfte Trump nicht gefallen.
Meryl Streep erntet Applaus für ihre Anti-Trump-Rede - und Kritik
Meryl Streeps Bemerkung, dass auch Hollywood voller Ausländer sei, wohl ebenfalls nicht. „Wenn wir sie alle aus dem Land werfen, gibt es für uns nichts mehr zu schauen außer Football und Mixed Martial Arts“, meinte die Schauspielerin mit Blick auf den von Trump so geschätzten Kampfsport. Natürlich gibt es auch Leute, nicht nur in den USA, die sich im Internet nun ihrerseits über Meryl Streep aufregen, weil diese sich gegen einen demokratisch gewählten Präsidenten engagiert. Als sei Demokratie nicht eben das: die Freiheit, die Mächtigen zu kritisieren.
Weitere Preise: Casey Affleck wurde bester Darsteller im ernsten Fach, im Familiendrama „Manchester By The Sea“. Bei den Animationsfilmen gewann „Zoomania“, bei den Serien trugen „Atlanta“ und „The Crown“ den Sieg davon.
"Toni Erdmann" ging leer aus. Oscar-Chancen hat Maren Ades Film trotzdem
Und "unser" Kandidat, „Toni Erdmann“? Maren Ades Vater-Tochter-Dramödie war als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert, musste jedoch Paul Verhoevens „Elle“ den Vortritt lassen. Isabelle Huppert gewann für ihre Hauptrolle als toughe Unternehmenschefin und Vergewaltigungsopfer zudem als Beste Darstellerin und stach unter anderem Amy Adams und Natalie Portman aus. Die Oscar-Chancen für „Toni Erdmann“ sinken damit fürs Erste nicht: Auf der mit neun Titeln bestückten Longlist für die Auslandsoscars fehlt „Elle“. Die Nominierungen für den Goldjungen werden am 24. Januar bekanntgegeben. (mit dpa)
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