zum Hauptinhalt
Wie alles anfing: Eine Szene aus der Herkunftsgeschichte von Tracht Man.
© Chris Kloiber/PlemPlem

Ein bayerischer Superheld: Superkraft dank Gerstensaft

Chris Kloibers „Tracht Man“ bringt bayerisches Lokalkolorit in ein über 80 Jahre altes Genre - und ist gehaltvoller, als es der erste Blick vermuten lässt.

Mia san mia – wenn Bayern etwas haben, dann enormes Selbstvertrauen. Das gilt auch für „Tracht Man“ und dessen Erfinder, Chris Kloiber, Jahrgang 1986, der sich selbst das Zeichnen beibrachte, seinen eigenen Verlag leitet und dessen Superhelden-Welt seit 2017 nicht nur um mindestens zwei Hefte jährlich anwächst (Plem Plem Productions, bisl. sieben Hefte à 24 S., je 4,90 Euro).

Es gibt Variantcover von Neal Adams und Don Rosa, eine Actionfigur, Sammelkarten und vor allem Comics, die deutlich gehaltvoller sind, als es der erste Blick vermuten lässt. Denn ein Held in Lederhosen mit „Knödelkanone“, einem Superschurken aus Nürnberg und dessen Handlanger, dem „Saupreiss“, und Helden-Kollegen mit Figuren namens „Bundesadler“ und „Tempolimit“ – das alles klingt doch arg albern.

Doch die Hefte strotzen vor Anspielungen auf die Popkultur, in Heft 1 wird das Cover des ersten Superman-Hefts nachgestellt, „Action Comics # 1“, unter Schloss Neuschwanstein findet sich eine sehr lustige Höhle, die aus Gotham stammen könnte.

Inspiriert von US-Superhelden, Pumuckl und Daffy Duck

Viele Bezüge zu Superhelden von Marvel und DC also, aber Kloiber liebt auch „Pumuckl“, US-Cartoons mit „Daffy Duck“ und experimentiert mit dem Medium, etwa indem eine Figur einen Textblock aus dem Panel rupft und zerknüllt.

Fortsetzung folgt: Das Covermotiv des siebten Hefts, Nummer 8 erscheint in Kürze.
Fortsetzung folgt: Das Covermotiv des siebten Hefts, Nummer 8 erscheint in Kürze.
© Chris Kloiber/PlemPlem

Das alles ist keine Aneinanderreihung billiger Gags. Der Comic ist in sich stimmig, spannend und sehr unterhaltsam. Mitbewerbern wie „Captain Berlin“ wird Tribut gezollt und mit einem sehr an „Austrian Superheroes“-Autor Harald Havas erinnernden Superhelden-Teamleiter wird diskutiert, ob Superhelden nicht etwas ernsthafter sein sollten.

Wenn Tracht Man dann ein kleines Kind rettet und nicht akzeptiert, dass dieses ein „Kollateralschaden“ sein soll, dann ist das bewegend und klug und zeigt, dass diese Comics tiefgründiger sind, als es zuerst scheint – auch wenn die Figuren noch etwas mehr Tiefe vertragen könnten. Humor und Spaß überwiegen aber.

Die Biersorte ist entscheidend

Beeindruckend ist, wie Kloiber, Mitautor Henning Mehrtens und der Mann für die Flats (die Vorstufe der Kolorierung) Bobby Peñafiel Neues in ein über 80 Jahre altes Genre bringen.

Dass der Held durch Bier Superkräfte bekommt, mag nicht so elegant sein wie der „Asterix“-Zaubertrank, dafür zählt im Bayern-Comic die Biersorte. So entscheidet der Gerstensaft, welche Inkarnation entsteht, etwa ein Weltraum- oder ein heiliger Tracht Man. Dann gibt es einen Helden, der zum wütenden Mob wird.

Tracht Man selbst sorgt oft durch seine Mimik, Tollpatschigkeit und cholerische Art für Witz. Wie der Held wurde, was er ist, lässt sich in der Herkunftsgeschichte nachlesen. Die gibt’s zum Gratis-Herunterladen in der Ausgabe 0 auf www.trachtman.de. Tracht Man ist eine pumperlgsunde Comicreihe.

Stefan Svik

Zur Startseite