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Dieter Wedel
© dpa

Vorwurf sexueller Übergiffe: Staatsanwaltschaft sieht Anfangsverdacht gegen Dieter Wedel

Dieter Wedel wird ein angeblicher sexueller Übergriff vorgeworfen. Nun recherchiert die Münchener Staatsanwaltschaft in dem Fall.

Dieter Wedel ist der erste prominente deutsche Regisseur, für den sich ernsthafte Konsequenzen aus der MeToo-Debatte ergeben könnten. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen Wedel wegen eines angeblichen sexuellen Übergriffs in der bayerischen Landeshauptstadt in den 90er Jahren. Die Ermittlungen wegen eines Anfangsverdachts seien in einem frühen Stadium, sagte eine Behördensprecherin. Ausgangspunkt für das Ermittlungsverfahren ist ein Bericht im „Zeit“-Magazin. Dort hatten am 3. Januar drei Ex-Schauspielerinnen den heute in Hamburg lebenden Wedel beschuldigt, er habe sie in den 90er Jahren sexuell bedrängt. Eine der Frauen hält dem heute 75-jährigen vor, sie im Sommer 1996 zum Sex in einem Münchner Hotel gezwungen zu haben. Damals sei sie 27 Jahre alt gewesen und habe für eine Rolle vorsprechen wollen. Die Wedel vorgeworfene Tat ist offenbar noch nicht verjährt. Dies hängt mit einer Gesetzesänderung von 2015 zusammen, derzufolge die Fristen erst zu laufen beginnen, sobald Opfer bestimmter Sexualdelikte 30 Jahre alt geworden sind.

Festival Bad Hersfeld macht weiter

In Bad Hersfeld haben die Festspiele am Dienstag über die Konsequenzen aus dem Rücktritt von Intendant Dieter Wedel beraten. „Wir müssen nun schauen, wie es weitergeht. Klar ist, dass es weitergeht“, sagte die Sprecherin der Festspiele, Ina Rumpf. Wedel hatte am Montag seinen Rückzug angekündigt. Der Regisseur beteuert seine Unschuld. In einer persönlichen Erklärung verurteilte er das Klima der „Vorverurteilung“. Er wisse auch von Menschen, denen hohe Geldbeträge für eine Aussage gegen ihn geboten worden seien. Wedel lag nach einer Herzattacke im Krankenhaus. Laut der Stadt Bad Hersfeld sollen die nächsten Festspiele wie geplant vom 6. Juli bis 2. September stattfinden. Geplant war ein Stück von Dieter Wedel, „Das Karlos-Komplott“ nach Friedrich Schiller, in dem es um politische Gewalt, Despotie und Nationalismus gehen sollte.

Debatte kommt zu spät

Die Journalistin Laura Himmelreich bedauert, dass Debatten über Sexismus erst mit großen Namen Aufmerksamkeit bekommen. „Wir wissen, dass es eine große Zahl von Frauen mit Erfahrung mit Sexismus gibt. Trotzdem entsteht erst ein breiter öffentlicher Diskurs wenn ein bekannter Name fällt, vor fünf Jahren eben Rainer Brüderle, heute Harvey Weinstein oder Dieter Wedel“, sagte die Chefredakteurin des Magazins „Vice.com“. Die frühere „Stern“-Journalistin hatte vor fünf Jahren mit einem Artikel über anzügliche Bemerkungen des FDP-Politikers Rainer Brüderle die #Aufschrei-Initiative mit angestoßen. Damals berichteten unter diesem Hashtag Tausende Frauen über ihre Erfahrungen mit Alltagssexismus. (Tsp, dpa)

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