Komödie am Kurfürstendamm: Softies, Schlaffis, Spießer
Boulevard im Schillertheater: Die Komödie am Kurfürstendamm präsentiert "Komplexe Väter" - mit Hugo Egon Balders und Jochen Busse
René Heinersdorff, Autor, Regisseur und Hauptdarsteller von „Komplexe Väter“, redet nicht um den heißen Brei herum. Auf die Frage, worum es in seinem neuen Stück gehe, antwortet er: „Um nichts.“ Denn darin liegt ja gerade die Kunst der Boulevardkomödie: Ein süßes Nichts auf abendfüllende Länge zu bringen.
Titelkonform bietet er in diesem Fall ein männliches Trio auf: Erik ist der Erzeuger von Nadine, Anton ihr Ziehvater, Björn der Lover der 25-Jährigen. Alle drei würden es gerne vermeiden, an einem Ort aufeinanderzutreffen. Doch Nadines Mutter Ute hat genau das mithilfe einiger Notlügen herbeigeführt. Als sich dabei herausstellt, dass Björn doppelt so alt ist wie Nadine, erwacht bei den sonst so gegensätzlich denkenden Patchwork-Vätern der Beschützerinstinkt.
Dabei trennt doch auch Ute und Anton ein Altersunterschied von 25 Jahren. Bei der eigenen Tochter aber ist das ganz was anderes! Viel Raum für Gedanken böte das Wohnzimmer auf der weiten Bühne des Schillertheaters, wo die Kudamm-Komödie unfreiwillig untergekommen ist. Doch der Blickwinkel der Betroffenen erweist sich dann als ziemlich eng.
Zack, zack, zack: Der Sound ist oft scharf und bissig
René Heinersdorff ist Unterhaltungstheaterprofi, er betreibt in Düsseldorf, Köln und Essen Bühnen. „Komplexe Väter“ trägt die Opusnummer 16 in seinem Werkverzeichnis. In den Dialogen fliegen die Repliken hin und her, zack, zack, zack, der Sound ist oft scharf und bissig, die Pointendichte hoch. Allerdings knirscht es ziemlich im Gebälk der dramaturgischen Konstruktion. Nicht ohne Mühe wird bis zur Pause der übliche Konfliktknoten geschürzt, bei dem ruckweise ans Licht kommt, dass die handelnden Personen untereinander stärker privat-amourös verzahnt sind als zunächst geahnt. In diesem Fall ist es die Frauenärztin von Mutter und Tochter, die früher mit Anton eine Affäre hatte, jetzt Erik datet, offiziell aber mit Björn verheiratet ist.
Weil René Heinersdorff zudem für den Schluss keine wirklich gewitzte, das Publikum überrumpelnde Wendung zu bieten hat, bleibt der Abend letztlich eine Folge von Sketchen mit Rahmenhandlung. Bei der die weiblichen Figuren – Alexandra von Schwerin als Mutter, Katharina Schmidt als Tochter – blass bleiben, ja zu Stichwortgeberinnen degradiert sind für die drei Alphatiere.
Regisseur René Heinersdorff spielt selber mit - als Psychiater
Heinersdorff, der selber den zunächst täppisch auftretenden, später aber professionell die Familienbande manipulierenden Psychiater Björn spielt, hat die Rollen der komplexen Väter seinen Kumpels Hugo Egon Balder und Jochen Busse auf den Leib geschrieben. Die dann brillieren, als Meister der passgenau gesetzten Pointe, Balder in sich hinein nölend und grantelnd, Busse sanguinischer, schnell aufbrausend, mit hochrotem Kopf als zusätzlichem optischen Signal des inneren Erregungspegels.
Dass die beiden verschiedenen Generationen angehören, wie es das Stück eigentlich verlangt, dass der eine „ein Spießbürger“ sein soll und der andere ein „Schlaffi“, das allerdings wird nicht deutlich. Beide spielen sich dann doch lieber als geistreiche Männer von Welt. So viel Eitelkeit darf sein.
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater. Bis 6. Januar, täglich um 20 Uhr
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