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Der chinesische Künstler Ai Weiwei bei seiner Ankunft in München.
© Peter Kneffel/dpa

Ai Weiwei darf zurück nach China: "Sie sind ein freier Mensch"

Aktuell hält sich Ai Weiwei in München auf, danach reist er nach Berlin. Jetzt hat die chinesische Regierung erklärt, der Künstler dürfe nach seiner Europareise in sein Heimatland zurückkehren.

Der regierungskritische chinesische Aktionskünstler Ai Weiwei kann nach seiner Europareise wieder in sein Heimatland zurückkehren. Die chinesischen Behörden hätten ihm die Einreise mit den Worten „Sie sind ein freier Mensch“ ausdrücklich erlaubt, sagte der 57-Jährige der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochsausgabe). Nachdem der Künstler überraschend seinen Reisepass zurückbekommen hatte, flog er am Donnerstag nach München.

Im Interview betonte Ai Weiwei allerdings auch, dass China gar nicht ahne, wie groß die Probleme dort eigentlich seien. "Irgendwann wird der Druck zu groß und alles explodiert. Ohne Vertrauen hält kein Regime einer Krise stand." Das System sei falsch und komme mit der aktuellen Politik nicht weiter. Er müsse vorsichtig mit seinen Äußerungen sein, dabei würden die Restriktionen vonseiten der chinesischen Regierung immer lockerer, erklärte Ai Weiwei. Solange er sich nicht kritisch in die Politik einmische, dürfe er künstlerisch tätig sein, habe die staatliche Zeitung „Global Times“ geschrieben. In den letzten Monaten habe er fünf Ausstellungen in China gehabt, die die chinesische Regierung allerdings genau beobachtet habe.

Der Künstler lässt sich in München wegen einer Hirnblutung untersuchen, die ihm im Jahr 2009 von der chinesischen Polizei zugefügt wurde. Nach seiner Zeit im Gefängnis durfte der Regierungskritiker das Land nicht verlassen. Die ärztlichen Kontrollen in München dokumentiert Ai detailgenau auf Instagram. Dort veröffentlicht er Bilder von seinen Ärzten und dem Klinikpersonal, sowie die umfangreichen Hirnuntersuchungen.

Ai in Berlin erwartet

Von München reist Ai Weiwei nach Berlin weiter, wo seine Ankunft bereits freudig erwartet wird, wie auch Unterstützergruppe "Freunde Ai Weiweis". Sie entstand aus der Kampagne "Berliner Appell: Freiheit für Ai Weiwei", der nach dessen Verhaftung 2011 aktiv wurde. Der Freundeskreis rund um Rechtsanwalt Peter Raue und dem Berliner Galeristen Alexander Ochs begrüßt die Passrückgabe an den Künstler und die damit verbundenen politischen Entwicklungen in China. Sie sehen darin "die Erkenntnis auch der chinesischen Regierung, dass Ai Weiwei vollständig rehabilitiert ist." Im März letzten Jahres hatten Ochs und Raue ein Rechtsgutachten verfasst, das belegt, dass Ai Weiwei weder auf der Ebene chinesischen Strafrechts noch Zivilrechts gegen Gesetze verstoßen habe.

Für seine Reise nach Berlin ist auch ein Gespräch an der Universität der Künste geplant, um dort über die Einzelheiten einer dreijährigen Gastprofessur zu sprechen. (tsp/dpa)

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