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Der tschechische Komponist Jakub Hrusa.
© Pavel Hejny

RSB unter Jakub Hrusa in der Philharmonie: Sie legen los, wunderbar virtuos

Kodály, Liszt, Bartók: Das Rundfunk-Sinfonieorchester feiert unter der Leitung von Jakub Hrusa einen ungarischen Abend. Mit dem virtuosen Jean-Yves Thibaudet am Klavier.

Kein Zymbal auf dem Orchesterpodium? Und auch ein Hackbrett ist nirgendwo zu sehen! Mit dieser trapezförmigen Kastenzither sorgt Zoltán Kodály in der „Háry János“-Suite für die typischen Klänge seiner ungarischen Heimat. Die Suite hat ihn berühmt gemacht, sein „Konzert für Orchester“ dagegen ist ein Geheimtipp. Dabei hat dieses moderne „Concerto grosso“ auch ohne Zymbal viel zu bieten: Denn beinahe jedes einzelne Instrument bekommt hier seinen kleinen Soloauftritt. Helle und dunkle, warme und kühle Klänge wechseln sich ab bei diesem grandiosen Orchestersommerfest, das die Musiker des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin unter der Leitung von Jakub Hrusa mit dem Publikum in der Philharmonie feiern.

Dann folgt Liszts 2. Klavierkonzert – und damit atemberaubende Virtuosität. Dies gilt für den Solisten – geschmeidig, elegant, versiert: Jean-Yves Thibaudet – wie auch für das außerordentlich stark geforderte Orchester. Sechs Sätze, in 17 Abschnitte unterteilt, werden pausenlos durchgespielt. Der dritte Abschnitt liefert dabei die wahnwitzigsten Klänge: Die linke Hand des Pianisten imitiert über mehrere Takte einen schnell geschlagenen, tiefen Trommelwirbel, dieses markante musikalisches Motiv wird dann von den Bässen und Celli übernommen – ein dröhnend-dramatischer Moment. Solist Thibaudet weiß natürlich auch, was Daniel Barenboim festgestellt hat: Bei Liszt müssen die Hände als „Einheit“ agieren, zweigeteilt in Linke und Rechte kann man dieses Werk nicht bewältigen.

Unendlicher Kosmos der Orchesterklänge

Nach der Pause dann Béla Bartóks „Konzert für Orchester“, gestaltet mit größter klanglicher und rhythmischer Präzision. Die wunderbaren Einfälle des Komponisten, etwa vier Hörner und die kleine Trommel in einen kurzen Dialog zu bringen, zaubern im zweiten Satz ein Lächeln in die Gesichter der Musikerinnen und Musiker. Die tiefgründige „Elegia“ gehört den Streichern, bevor im Finalsatz die Bläser eine faszinierende Reise durch den unendlichen Kosmos der Orchesterklänge beenden.

So wie Kodálys Konzert wurde auch dieses „Konzert für Orchester“ im Auftrag des Boston Symphony Orchestra komponiert und Anfang der 1940er Jahre dort uraufgeführt. Bartók schuf damit wenige Jahre vor seinem Tod ein musikalisches Meisterwerk des 20. Jahrhunderts. Mit langem Beifall endet ein ungarischer Abend, der sehr gut ohne Zymbal ausgekommen ist.

Hans Ackermann

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