Komponist: "Vulkan tragischer Intensität"
Im Jahr von Mozarts 250. Geburtstag nimmt die Euphorie um ihn die Züge eines gewaltigen Vermarktungsfests an. Dabei ist 2006 auch das Jahr eines der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts: Béla Bartók.
Bielefeld - Das Jahr 2006 ist in musikalischer Hinsicht vor allem eines: Mozartjahr. Bartók, auch ein musikalisches Wunderkind, ist nicht mit dem Attribut des Genies bedacht, dafür aber als künstlerisch kompromisslos und ein Erneuerer der musikalischen Moderne bekannt, der vor allem aus der Volksmusik schöpfte. Bartók wurde vor 125 Jahren, am 25. März 1881, im ungarischen - heute rumänischen - Nagyszentmiklos geboren.
Was machte Bartók zu einem modernen Komponisten? Seine Studien an der Musikhochschule in Budapest führten ihn in die üppige Klangwelt der deutschen Spätromantik ein, die für ihn - wie für viele seiner Generationsgenossen - Ausgangspunkt, aber nicht musikalische Heimat wurde. Arnold Schönberg schwor der Tonalität ab - das war Bartóks Sache nicht. Stattdessen suchte er nach der echten Musik der ländlichen Bevölkerung seiner Heimat; «Bauernmusik», wie er selbst sie nannte. Intensiv beschäftigte er sich mit der Volksmusik Ungarns und Rumäniens - ein Ergebnis des Einflusses von Zoltán Kodály, den er um 1905 kennen lernte.
Bartók fiel nicht - wie etwa Franz Liszt und Johannes Brahms - auf die in den Städten der Donaumonarchie bekannte und beliebte so genannte Zigeunermusik Ungarns herein. Vielmehr erkundete er in Ungarn, Rumänien und der Slowakei eine Musik, deren fremdartige Tonsysteme und eigenwillige Rhythmen auch sein eigenes Schaffen nachhaltig beeinflussten. Unschwer war dies seinen Streichquartetten, Tanzsätzen, aber auch größeren Schöpfungen wie der Oper «Herzog Blaubarts Burg» und dem Ballett «Der holzgeschnitzte Prinz» anzuhören.
Den Kritikern Angst eingeflößt
Außerdem sammelte der Professor der königlichen Akademie in Budapest, der ursprünglich als hervorragender Pianist eine Karriere als Solist angestrebt hatte, mehr als 10.000 Lieder. Die Bedeutung der Folklore in seiner Musik zeigte sein klavierpädagogisches Großwerk «Mikrokosmos» aus 153 Stücken. Doch aus Enttäuschung wandte er sich immer wieder der Wissenschaft zu; der zeitgenössischen Kritik flößte seine Musik oft Abscheu und sogar Angst ein. Die ungarische Kommission für schöne Künste hatte «Herzog Blaubarts Burg» als Wettbewerbsbeitrag wegen angeblicher Unspielbarkeit zurückgewiesen. So wurde das 1911 vollendete Werk erst 1918 in Budapest uraufgeführt - obwohl Kodály von einem «Vulkan, der mit tragischer Intensität 60 Minuten lang ausbricht» sprach.
Bartók galt als ein verschlossener, aber auch stolzer Mensch. Als nach dem Anschluss Österreichs durch die Nationalsozialisten Bartóks gleichgeschalteter Wiener Verlag dem Komponisten einen Ariernachweis abverlangte, reagierte er mit stolzem Schweigen. Mit seiner Emigration 1940 ging der Komponist noch einmal einem ungewissen Schicksal in den USA entgegen. Es fiel ihm schwer, dort Fuß zu fassen. Kompositionsaufträge zögerte er wegen seiner angegriffenen Gesundheit anzunehmen, dafür untersuchte er monatelang Volkslieder für einen Forschungsauftrag der Columbia University. Trotzdem schrieb er einige seiner wichtigsten Werke, darunter das berühmte «Konzert für Orchester».
Doch seine Uhr lief ab. Bartók starb am 26. September 1945 verarmt in einem New Yorker Krankenhaus an Leukämie. Seine Heimat, deren Musik er wie kein anderer erforscht hatte, sah er nicht wieder. (Von Thomas Strünkelnberg, dpa)
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität