Russischer Regisseur: Serebrennikow aus Hausarrest entlassen
Überraschende Wendung: Nach anderthalb Jahren wurde Kirill Serebrennikow aus dem Hausarrest entlassen. Er darf Moskau aber nicht unerlaubt verlassen.
Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow ist überraschend nach rund anderthalb Jahren aus dem Hausarrest entlassen worden. Der 49-Jährige dürfe die Stadt aber nicht unerlaubt verlassen, meldete die Agentur Interfax am Montag unter Berufung auf ein Moskauer Gericht. Demnach muss er bei der Polizei um Erlaubnis bitten, wenn er Moskau verlassen will. Sein Reisepass ist eingezogen. In einer ersten Reaktion erklärte Serebrennikow, er werde in Kürze seine Arbeit am Gogol-Center fortsetzen. Bisher sehe er die Aufhebung des Arrests nicht als einen Sieg. Der Prozess gegen ihn sei ohne Grundlage und die Vorwürfe seien vor Gericht schon widerlegt. Menschenrechtler begrüßten die Entscheidung des Gerichts.
Die Justiz hatte ungeachtet internationalen Protests erst in der vergangenen Woche den Hausarrest um weitere drei Monate verlängert. Das Verfahren gegen den Kino- und Theaterregisseur steht international als inszeniert in der Kritik. Filmstars, Theaterschaffende und Politiker hatten Russland immer wieder aufgefordert, die Verfolgung liberaler Künstler zu beenden.
Die russische Justiz wirft Serebrennikow und weiteren Angeklagten die Veruntreuung staatlicher Subventionen in Höhe von 133 Millionen Rubeln vor. Dabei geht es vor allem um seine Tätigkeit für die Theatergruppe Gogol-Center. Der Regisseur weist das zurück. Der Prozess ist vor einem Stadtbezirksgericht der russischen Hauptstadt anhängig und wird am 12. April mit dem 40. Verhandlungstag fortgesetzt. Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt beantragt, den Künstler auch künftig in seiner Wohnung festzuhalten, um weitere offene Fragen zu klären. Immer wieder gab es Vorwürfe, die Ermittler hätten nichts in der Hand gegen Serebrennikow.
Serebrennikow arbeitete trotz eingeschränkter Bewegungsfreiheit in seiner Wohnung. So führte die Staatsoper Hamburg im März seine Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Oper „Nabucco“ auf. Auch die Oper Stuttgart und weitere Häuser hatten Aufführungen trotz Abwesenheit des Regisseurs auf die Bühne gebracht. Ende März erhielt er den renommierten russischen Filmpreis „Nika“ - für die beste Regie. Sein voriges Jahr auch in Deutschland gezeigter Film „Leto“ erzählt die Geschichte des sowjetischen Rockstars Viktor Zoi. (Tsp, dpa)