Rassismus beim Staatsballett: Schwanensee überschminkt
Die Ballerina Chloé Lopes Gomes erhebt schwere Vorwürfe gegen das Staatsballett Berlin. In der Kompanie erzeugten Rassismus und Homophobie ein Klima der Angst.
Das Staatsballett Berlin macht erneut negative Schlagzeilen: Wie der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, erhebt Chloé Lopes Gomes, die erste schwarze Ballerina der Kompanie, schwere Vorwürfe gegen eine Ballettmeisterin des Ensembles. Sie hätte sich wiederholt rassistische Kommentare von der Trainingsleiterin anhören müssen und sei mehrfach aufgefordert worden, sich für „Schwanensee“-Vorstellungen weiß zu schminken. Die Vorfälle sollen sich noch unter der inzwischen beendeten Direktion von Johannes Öhman und Sasha Waltz zugetragen haben. Beide hatten erste Schritte unternommen, das Ensemble diverser aufzustellen.
Chloé Lopes Gomes, die seit 2018 beim Staatsballett engagiert ist, hatte sich auch bei Öhman über die Diskriminierung beschwert. Der schlug ein Gespräch mit der Ballettmeisterin vor, was sie aber ablehnte – aus Angst, danach noch mehr schikaniert zu werden. Nach dem überraschenden Abschied Öhmans nach nur einer Spielzeit fühlte die Französin sich der Ballettmeisterin regelrecht ausgeliefert.
Lange hat Chloé Lopes Gomes nicht über ihre Rassismuserfahrungen gesprochen. Nachdem ihr Vertrag nicht verlängert wurde und sie zum Ende der Spielzeit die Kompanie verlassen muss, hat sie nun ihr Schweigen gebrochen. Interimsintendantin Christiane Theobald sagte gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“, sie empfinde die Vorfälle als „schockierend“ und habe unverzüglich die Senatsverwaltung für Kultur informiert sowie eine Aufklärungs- und Präventionskampagne für die Kompanie gestartet.
Offenbar ist eine Aufarbeitung dringend notwendig. Auch andere Tänzer des Staatsballetts haben anscheinend diskriminierende Situationen erlebt und waren mit rassistischen, homophoben oder misogynen Äußerungen konfrontiert. Sie berichten von einer „Atmosphäre der Angst“ im Ensemble. Allerdings sind die Vorwürfe, zu zögerlich gehandelt zu haben, nicht allein Öhman zu machen. Auch die jetzige Leitung steht in der Verantwortung. Christiane Theobald gehörte bereits unter Waltz/Öhmann zur Intendanz.
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