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Karoline Herfurth als Clara und Friedrich Mücke als Mark in «SMS für Dich».
© Warner Bros. Ent./dpa

Im Kino: "SMS für dich" von und mit Karoline Herfurth: Schreib! Mir! Mehr!

Die Schauspielerin Karoline Herfurth gibt mit "SMS für dich" ihr Regiedebüt. Der Film ist eine konventionelle romantische Komödie, mit einer besonderen Chemie zwischen den Darstellern.

Beste Frauenpower erobert in diesem Jahr das deutsche Kino. Mit Maren Ades Cannes-Erfolg und Oscar-Anwärter „Toni Erdmann“, Maria Schraders fulminantem Stefan-Zweig-Film „Vor der Morgenröte“, für Österreich im Oscar-Rennen, und Anne Zohra Berracheds Berlinale-Beitrag „24 Wochen“ sind es die Regisseurinnen, die im Arthaus-Kino den Ton angeben und auch international Eindruck machen. Nun versucht die Schauspielerin Karoline Herfurth, mit ihrem Regiedebüt „SMS für dich“ in einem ganz anderen Kinosegment Fuß zu fassen. Til Schweiger hat es mit „Keinohrhasen“ und „Kokowääh“ vorgemacht und den erarbeiteten Markenproduktstatus genutzt, um mit eigenen Mainstream-Produktionen hierzulande ein Millionenpublikum ins Kino zu locken. Matthias Schweighöfer übernahm mit einer Handvoll Komödien von „What a Man“ bis zu „Der Nanny“ das Erfolgskonzept ohne wesentliche Änderungen.

„Was die Jungs können, kann ich schon lange“, mag sich Herfurth gedacht haben, als sie von den deutschen Warner-Studios, die auch die Filme von Schweiger und Schweighöfer produziert haben, die Regie zu „SMS für dich“ angeboten bekam. Das Drehbuch basiert auf dem Bestseller-Roman von Sofie Cramer, die darin den tragischen Verlust ihres Lebensgefährten aufarbeitete und ihre Heldin zurück ins (Liebes-)Leben führte.

Clara schreibt SMS an ihre verstorbene große Liebe

Herfurth spielt selbst, sehr hübsch, die Hauptrolle der Clara, die die Liebe ihres Lebens durch einen Autounfall verliert und auch nach zwei Jahren Pause auf dem Land nicht über den Schock hinweggekommen ist. Wenn der Schmerz sie vollends überwältigt, schickt sie eine sehnsuchtsvolle SMS an die einstige Nummer des Freundes – so offenbar sieht Trauerarbeit im digitalen Zeitalter aus. Mittlerweile ist der Anschluss jedoch neu vergeben, und so landen die herzzerreißend, lebenssinnsuchenden Kurznachrichten auf dem Display des smarten Sportjournalisten Mark (Friedrich Mücke). Es dauert nicht lange, da haben die romantischen Verse die Beziehung zu seiner äußerst pragmatischen und zugleich heftig besitzorientierten Freundin Fiona (Friederike Kempter) vollends unterminiert, und Mark setzt alles daran, die unbekannte SMS-Stalkerin ausfindig zu machen.

Mit recht geläufiger Hü-und-Hott-Dramaturgie ruckelt die romantische Handlung der finalen Glücksfindung entgegen und verdrängt den Herzschmerz mit küchenpsychologischen Ratgeberweisheiten. Für die Auflockerung im amourösen Zweikampf sorgen Nora Tschirner als Claras beste Freundin, die immer einen kecken Spruch aus dem Ärmel schüttelt, und Frederick Lau in der Beste-Kumpel-Rolle, der für den Testosteron-Input im gemeinschaftlichen Gefühlshaushalt zuständig ist.

Gastauftritt einer urkomischen Katja Riemann

„SMS für dich“ bleibt emotional und narrativ weitgehend überraschungsfrei und auch visuell wie musikalisch absolut konventionell. Dennoch funktioniert diese Romantic Comedy vom Reißbrett wegen der Chemie zwischen den Schauspielern überraschend flott. Mit den Routineproduktionen dieses Genres, jedenfalls, die Hollywood regelmäßig in die Multiplexe einspeist, kann es „SMS für dich“ locker aufnehmen.

Eine besondere Erwähnung verdient unbedingt Katja Riemann: Sie spielt hier eine deutsche Schlagersängerin, die gar nicht so entfernt an Helene Fischer erinnert und die Grenzen zwischen Platitüden und Lebensweisheit gekonnt verschwimmen lässt. Als surreale Popkulturgestalt ist Riemann einfach urkomisch. Gäbe es einen deutschen Filmpreis für die beste Rampensau – sie hätte ihn sich verdient.

In Berlin in 21 Kinos

Martin Schwickert

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