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Britta
©  Ralf Metzler

Britta & Gäste in der Volksbühne: Schöner schrammeln mit Freunden

Restverkatertes Rumlümmeln auf dem Teppichboden: Beim Neujahrskonzert von Britta & Gäste in der Volksbühne ging es familiär zu.

Ohne Gestühl ist das Neujahrskonzert in der Volksbühne nicht das Wahre. Schließlich ist das restverkaterte Rumlümmeln in bequemen Sesseln mindestens so wichtig wie die Akteure auf der Bühne. So hockt man eben mit untergeschlagenen Beinen auf dem Teppichboden, denn: Rumstehen oder gar Tanzen geht natürlich gar nicht.

Die Ich-schau-mal-was-da-kommt-Haltung im Publikum wird vom Hauptact des unter dem Titel „Britta & Gäste“ angekündigten Abends gespiegelt: Britta sind das Band gewordene Gegenmodell popkulturellen Strebertums. Christiane Rösinger verkörpert als Sprachrohr, Sängerin und Gelegenheitsgitarristin mit Leib und Seele das Prinzip des Sich-Durchwurschtelns. Ihre Ansagen mäandern vor sich hin, ihre Gitarre klingt verstimmt, ihr Gesang bisweilen schief. Und dennoch ist es schwer, sich dem lethargischen Charme des Gesamtkunstwerks Britta zu entziehen, zu dem die ulkige Balance zwischen tighter Rhythmusgruppe und zaghaftem Gitarrengeschrammel ihren Teil beiträgt.

Kommt gut an: Britta im Schluffimodus

Vielleicht wäre ein reiner Britta-Auftritt ermüdend, zumal es kaum Neues zu hören gibt. Dass die dreistündige Sause bestens unterhält, liegt an den vielen Gästen aus dem Umfeld der Band. Einige passen sich dem Schluffimodus an, wie das ewige Talent Masha Qrella, die mit ihrer Verspultheit kämpft. Doch wenn ein Profi wie Kante-Sänger Peter Thiessen zur Klampfe greift und eine energische Version von „Zombi“ zum Besten gibt, ist ein anderer Zug in der Sache. Praktischerweise sind noch weitere Kante-Mitglieder anwesend (Schlagzeuger Sebastian Vogler teilt man sich mit Britta), so dass ihr „Warmer Abend“ in postrockiger Pracht erstrahlt und Friedrich Hollaenders Klassiker „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ mit Rösinger als Ersatz- Marlene-Dietrich begeistert.

Dieses Niveau wird nach der Pause nicht mehr erreicht, obwohl sich Jens Friebe als Soloentertainer am Piano wacker schlägt und das gülden glitzernde Travestieduo Strawberry Kaeyk mit einer beherzten Version von Adeles „Skyfall“ den lautesten Applaus einfährt. Zum Finale kommt der ganze Freundeskreis zusammen, um Brittas Weltschmerz-Hymne „Die traurigsten Menschen (von ganz Berlin)“ zu schmettern. Klingt wie im Übungskeller, aber garantiert nicht traurig.

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