Dave Eggers' "The Circle" stürmt die Bestsellerlisten: Roman für analoge Anachronisten und Internet-Hasser
Deutschland und seine Internetskepis: Am kommenden Wochenende steht Dave Eggers Internet-Romandystopie "Der Circle" auf Platz Eins der Bestsellerliste von Buchreport und "Spiegel".
"Ich bin mir sicher, dass sich dieses Buch in Deutschland sehr gut verkaufen wird“, schrieb der Reuters-Journalist Felix Salmon, als vor gut einem Jahr Dave Eggers’ Internet-Romandystopie „The Circle“ in den USA erschien. Salmon bezichtigte Eggers in seinem Verriss unter anderem, keine Ahnung vom Internet zu haben und vor allem bei denen offene Türen einzurennen, die die sozialen Medien für Teufelszeug halten, mithin also auch bei einem Großteil der Deutschen. Salmon hat mit seiner Prognose bezüglich des Erfolgs von Eggers’ Roman hierzulande recht behalten: „Der Circle“, wie das Buch auf Deutsch betitelt wurde, wird kommende Woche auf Platz eins der „Spiegel“-Bestsellerliste stehen, knapp zwei Wochen nach der Veröffentlichung.
Das ist insofern keine große Überraschung, als lange kein Buch mehr so umfassend rezipiert wurde wie dieses, mit Feuilleton-Sonderausgaben, Dossiers und mitunter mehreren Besprechungen in einer Zeitung; da stören anscheinend auch nicht die zahlreichen Hinweise der Rezensentinnen und Rezensenten, dass der Roman literarisch misslungen und zudem langweilig ist. Schließlich regiert hier allein der Stoff, geht es Eggers doch um unsere Zukunft, die mitunter schon lange Gegenwart ist, um die mutmaßliche Terrorherrschaft des Digitalen und der Internetkonzerne, die totale Überwachungsgesellschaft usw.
Allerdings wurde „Der Circle“ zwar auch hierzulande in der Internetgemeinde diskutiert, aber ähnlich verhalten bis skeptisch aufgenommen wie in den USA. „Wir brauchen Kritik, keine Dämonisierung“, so der Internet-Vorzeigebürger Sascha Lobo in der Printausgabe der „FAS“. Mehr noch als zu einer Internetblase scheint das Buch zu einer Literaturbetriebsblase geführt zu haben, einer nun auch am Buchmarkt erfolgreichen. Was ja gut für den Literaturbetrieb ist. Zumal: Wann schafft es ein großartiger Autor wie Dave Eggers schon, auf Platz eins der Bestsellerlisten zu kommen? Was jedoch gleichfalls den Schluss zulässt, dass „Der Circle“ vor allem die analoge Welt anspricht, die Welt, in der auch das internetkritische Buch „Ego. Das Spiel des Lebens“ von Frank Schirrmacher nach dessen überraschendem Tod im Juni abermals ein Top-Ten-Bestseller wurde.
Aber „Der Circle“ interessiert wohl auch gerade jene Menschen, die das Internet für böse, für ein Verdummungsmedium halten; die zum Beispiel ganz einverstanden waren mit dem Psychiater und Gehirnforscher Manfred Spitzer, der in „Digitale Demenz“ (klar, ein Bestseller!) mit kruden Theorien zu belegen versuchte, wie „wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“. Nur gut, dass „Der Circle“ bloß ein Roman ist und die Zukunft uns eines Besseren belehren kann. Und nur gut, dass es jetzt hierzulande eine Digitale Agenda gibt, mittels derer die Bundesregierung ein schnelleres Internet für alle schaffen will.
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