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Roger Waters bei einem Konzert seiner "Us + Them»"-Tour in Finnland.
© dpa

Pink-Floyd-Gründer verteidigt Boykott-Aufruf: Roger Waters bestreitet Antisemitismus

Roger Waters wird Antisemitismus vorgeworfen, weil er die antiisraelische BDS-Bewegung unterstützt. Nun wehrt er sich - und greift den "Apartheitsstaat" an.

Roger Waters wehrt sich gegen Antisemitismus-Vorwürfe - und attackiert erneut Israel. "Mit dem Vorwurf des Antisemitismus wird leider routinemäßig versucht, jeden zu diskreditieren, der Kritik an der israelischen Politik übt", sagt der Mitgründer von Pink Floyd in einem Gespräch mit dem "Süddeutsche Zeitung Magazin". Der israelischen Regierung wirft er eine "Apartheidspolitik" und "ethnische Säuberung" vor, seit dem Abzug der israelischen Truppen sei der Gazastreifen ein "Freiluftgefängnis, eine von Israel verursachte humanitäre Katastrophe". Waters unterstützt die BDS-Bewegung, eine Abkürzung für "Boycott, Divestment and Sanctions", die zum Boykott von Israel aufruft und an Musiker, Sportler, Firmen und Politiker appelliert, nicht in Israel zu investieren oder aufzutreten.

Der Rockstar als Welterklärer

Das politische Engagement des 75-jährigen Rockstars droht inzwischen seine musikalischen Aktivitäten in den Schatten zu stellen. Waters Konzerte gleichen Agitprop-Veranstaltungen, mit einem zeternden Erklärer der Weltlage am Mikrofon. Nur dass er dabei mittlerweile nicht mehr ein aufblasbares Schwein mit Davidstern aufsteigen lässt. Bei seinem Auftritt in Berlin hatte Waters im Juni mit einer polternden Suada den Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, angegriffen. In München äußerte er lauthals Zorn über Oberbürgermeister Dieter Reiter, der ihm "zunehmend unerträglichen antisemitischen Äußerungen" vorgeworfen hatte. Nun sagt er, seine acht-minütige Tirade gegen Klein sei "viel zu lang" gewesen, er habe sich über den Druck aufgeregt, "der auf deutsche Banken ausgeübt wird, BDS ihre Dienste zu verweigern". Gegen Reiter geht er juristisch vor, er hofft, ihn "wegen übler Nachrede dranzukriegen".

Boykotte findet er "ehrbar"

Gegen den Vorwurf, seine Weltsicht sei schwarz-weiß, hat Roger Waters in dem Interview nichts einzuwenden: "Sie ist schwarz-weiß. Es gibt die Unterdrückten und die Unterdrücker". Wobei die Rollenverteilung klar ist, für den Pink-Floyd-Veteranen liegt alle Schuld bei Israel. So verteidigt er den BDS-Mitgründer Omar Barghouti, von dem das Zitat "Ganz gewiss sind wir gegen einen jüdischen Staat, egal wo in Palästina" stammt. Barghouti, sagt Waters, sei ein "Verfechter der Menschenrechte", und die BDS-Bewegung strebe eine friedliche Zwei-Staaten-Lösung an. Aber er warnt auch: "Das israelische Volk muss entscheiden, ob es will, dass sein Staat weiter existiert." Ein "Apartheitsstaat", der eine Groß-Israel-Politik verfolge, sei nicht hinnehmbar. Boykott-Aufrufe sind für Waters ein geeignetes Mitttel im Kampf für die Rechte der Palästinenser. "Boykotte haben eine ehrbare Tradition, sei es im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika oder in der Bürgerrechtsbewegung der sechziger Jahre in den USA".

Prominente im Kampf gegen Israel

Die internationale BDS-Kampagne wurde im Jahr 2005 von knapp 170 zivilen palästinensischen Organisationen gegründet. Besonders viel Anklang fand sie an Universitäten in den USA, Großbritannien und Skandinavien. Zu ihren prominenten Unterstützern gehören die Schriftstellerin Naomi Klein, die Philosophin Judith Butler, Filmregisseur Ken Loach und Musiker wie Kate Tempest, Peter Gabriel und Tom Morello von "Rage Against the Machine". Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller fordert, dass Veranstalter, die BDS unterstützen, keine städtischen Räume oder Zuschüsse mehr bekommen sollen.

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