zum Hauptinhalt
Tony Stark alias Iron Man (Robert Downey Jr.) und seine Geliebte Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) in einer Szene des Kinofilms "Iron Man 3".
© dpa

"Iron Man 3": Robert Downey Jr. in der Rolle seines Lebens

Tollkühne Männer in fliegenden Blechbüchsen: Robert Downey Jr. gibt in „Iron Man 3“ wieder den Weltenretter Tony Stark. Es ist seine schauspielerisch dankbarste Rolle, die ihn zusammen mit seinen Nebendarstellern Ben Kingsley und Gwyneth Paltrow glänzen lässt.

Tony Stark hat die Welt gerettet. Okay, als Iron Man gab es für ihn mit den „Avengers“ ein paar helfende Kollegen bei der Abwehr einer Alien-Invasion über den Dächern New Yorks. Doch letztlich war er es, der eine Atombombe durch ein Wurmloch trug, eine selbstmörderische Aktion, bei der er fast ums Leben gekommen wäre. Und anders als der Donnergott Thor, der genetisch optimierte Captain America und der grüne Wüterich Hulk ist Tony Stark eben nur: ein Mensch in einer Blechbüchse.

Alles etwas viel für einen Normalsterblichen, selbst wenn er aussieht wie Robert Downey Jr. und als milliardenschwerer Eigner einer Hightech-Waffenschmiede zu den reichsten und intelligentesten Menschen des Planeten gehört. Panikattacken begleiten fortan den Alltag des tollkühnen Rächers, schon die Fragen eines neugierigen Kindes können sie auslösen.

Starks Weltrettungstat, die letzten Sommer im Megablockbuster „Marvel’s Avengers“ (1,5 Milliarden Dollar Einnahmen, der bis dato dritterfolgreichste Film überhaupt) erzählt wurde, ist eine der Vorgeschichten von „Iron Man 3“. Die andere reicht zurück in eine humorvoll skizzierte Zeit seines Lebens, als Tony Stark nur ein reicher, arroganter Playboy war, der erst durch traumatische Erfahrungen am eigenen Leib (siehe „Iron Man 1“) zum altruistischen Superhelden werden konnte.

„Iron Man 3“ ist eingebunden in den Meta-Erzählstrom der jüngeren Comicverfilmungen des um die „Avengers“ kreisenden „Marvel Universe“ mit den oben erwähnten Haupthelden, der mittlerweile acht abendfüllende Kinofilme umfasst und noch diesen Herbst um „Thor 2“ erweitert wird. Für Fans ergibt sich daraus ein reizvolles Labyrinth an Kreuz- und Querverweisen, doch auch der Gelegenheitszuschauer findet sich in einem Plot zurecht, der nicht sonderlich originell, aber sorgfältig ausgearbeitet und mit spritzigen Dialogen präpariert ist.

Zunächst scheint es um zwei grundverschiedene Bedrohungsszenarien zu gehen. Da ist einmal ein neuer Superterrorist, der Mandarin. Als eine Art größenwahnsinniger bin Laden 2.0 kündigt er an, den Präsidenten der USA als ultimative Demonstration seiner Macht vor den Augen der Weltöffentlichkeit hinrichten zu wollen. In den Comics der frühen Sechziger personifizierte der Mandarin aus amerikanischer Sicht die Bedrohung durch ein kommunistisches China. Großartig, wie Regisseur und Drehbuchautor Shane Black diese ideologisch überholte Figur in die Gegenwart gerettet hat.

Ben Kingsleys flamboyante Darstellung des Mandarins spielt zwar mit rassistischen Stereotypen vom rauschebärtigen Bombenleger. Diese sind allerdings Teil einer eklektischen Strategie der medialen Angsterzeugung, wie Stark in einer brillanten Detektivsequenz erkennt. In der zweiten Plotlinie geht es um den von der Biologin Maya Hansen (Rebecca Hall) entwickelten Supervirus „Extremis“, der bei Kriegsversehrten neue Gliedmaßen wachsen lässt, aber schwer kontrollierbare Nebenwirkungen zeitigt. Hansens Chef ist der Mad Scientist Aldrich Killian (Guy Pearce), der einen glühenden Hass gegen Tony Stark kultiviert, weshalb er dessen Steilküstenvilla von einer Todesschwadron genmanipulierter Killer zerballern lässt.

All das – Superterroristen, Entführung der Air Force One, Präsidentenhinrichtung – wird dann nicht besonders plausibel zum Showdown zusammengeführt, den Black ein wenig versemmelt, weil er einfach zu viel auf einmal will. „Iron Man 3“ folgt der Überbietungslogik fast aller Action-Blockbuster, wonach jedes Finale noch überwältigender sein muss als das der Vorgänger. Doch das im anstrengenden 3-D-Modus kaum zu entwirrende Durcheinander aus fliegenden Rüstungen, einstürzenden Hafenkränen, Explosionen und den ins computergenerierte Chaos mit Bluescreen-Technik hineinkopierten Schauspielern entwertet sich durch permanente Reizüberflutung.

Schade, ein Showdown ohne Actionsuperlative hätte dem lässigen Flow des bis dahin äußerst kurzweiligen Films besser entsprochen. Denn die Grenze zwischen Tragik und Komik ist bei Stark/Iron Man viel durchlässiger als etwa bei dem in shakespearesken Dilemmata feststeckenden Batman in Christopher Nolans „Dark Knight“-Trilogie.

Tony Stark ist nicht der unter seiner Aufgabenlast gebeugte, verzagte Held, sondern immer noch ein großer Junge. Die Priviliegen, die ein gnädiges Schicksal ihm gewährte – Aussehen, Intellekt, Vermögen –, weiß er ebenso zu genießen wie selbstironisch zu kommentieren. Zu den schönsten Szenen des Films gehört denn auch die, in der Stark seine havarierte Iron-Man-Rüstung durch den Schnee ins nächste Kaff schleift und sich im Baumarkt das Equipment für eine improvisierte Low-Tech-Variante zusammenkauft.

Robert Downey Jr. galt vor seinem märchenhaften Comeback als Kassengift, stand nach Drogen- und Alkoholexzessen als schwer erziehbarer Hollywood-Problemfall vor dem Ende seiner Karriere. Mit dem Rächer in der Rüstung hat er nicht nur die lukrativste (seine Gewinnbeteiligung an den „Avengers“ betrug angeblich 50 Millionen Dollar), sondern auch die schauspielerisch dankbarste Rolle seines Lebens gefunden. Eingebettet in eine Riege bestens aufgelegter Nebendarsteller, aus der Gwyneth Paltrow in der Rolle von Starks Assistentin/Lebensgefährtin Pepper Potts herausragt, kann Downeys Können umso heller glänzen, ohne dass er sich des oscarheischenden Großmimentums verdächtig machen müsste.

Letztlich repetiert „Iron Man 3“ eine Formel, die für einige der größten Kinoerfolge der letzten Jahre gesorgt hat. Doch dies geschieht auf überraschend doppelbödige, höchst unterhaltsame Weise. Wie gut die Formel immer noch funktioniert, beweist der internationale Start des Films, der am ersten Wochenende – ohne den Hauptmarkt USA und andere wichtige Länder wie Deutschland – bereits 200 Millionen Dollar eingespielt hat.

Ab Donnerstag, 2.5., in 22 Berliner Kinos. OV: Cinemaxx Potsdamer Platz, Cinestar Sony-Center.

Jörg Wunder

Zur Startseite