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Der britische Künstler David Hockney präsentiert sein Riesenbuch "SUMO - A Bigger Book" auf der Buchmesse.
© dpa/Arne Dedert

Frankfurter Buchmesse: Riesenbücher und andere Geschäftsmodelle

Die Frankfurter Buchmesse ist eröffnet. Es geht um das "Buch als Luxusprojekt" und "neue Wege". Ein erster Rundgang durch die Hallen.

Er sieht natürlich großartig aus, der Stand, den der Taschen Verlag in Halle 4.1. für den britischen Maler David Hockney eingerichtet hat. Alles so schön Pop und bunt hier! An den Wänden Abzüge von Hockneys Bildern, vorn eine riesige Hockney-Buchattrappe, und dahinter, auf einem Ständer mit drei rot-grün-blauen- Beinen, liegt das große Buch mit den gesammelten Werken des Swimming- Pool-Malers, der seine Bilder seit ein paar Jahren am liebsten mit dem iPad herstellt. Das Buch, genannt „The Bigger Book“, ist limitiert auf 9.000 Exemplare und kostet schlanke 2.000 Euro. Es ist wohl nichts für Kaffeetische, zu schwer.

David Hockney war dann auch am Dienstagmorgen auf der traditionellen Eröffnungspressekonferenz der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, mit leuchtend grüner Weste und roter Krawatte. Und am Mittwoch am Taschen-Stand. Um allerdings gar nicht so viel zu sagen, sondern mehr zu performen.

Für die großen Worte sind andere zuständig, zum Beispiel Buchmessendirektor Jürgen Boos. „Das Buch als Luxusobjekt“, darum gehe es unter anderem, so Boos, um „neue Wege“, um den Link der Buchmesse zu Kunstinstitutionen wie dem MomA, der Documenta oder dem Victoria & Albert Museum. Dafür hat man dieses Jahr zusammen mit der Sammlerin und Nicolai-Verlegerin Christine zu Salm eine weitere Messe eingerichtet, „The Arts +“ genannt, als Rahmen für die Möglichkeiten der Digitalisierung einerseits, für „neue Geschäftsmodelle in der Kultur- und Kreativindustrie“ andererseits.

Der irrationale Kunstmarkt, die rational wirtschaftende Buchbranche?

Um das große Ganze der Messe, mithin die Zukunft, die eigene, die der Buchwelt, darum bemüht sich die Messe nicht nur in der Person von Jürgen Boos Jahr für Jahr dringender, so der Eindruck. Und wer will bestreiten, dass der oft irrationale Kunstmarkt viel ökonomisches Potential hat, vielleicht nicht zuletzt für die solide und weitestgehend rational wirtschaftende Buchbranche?

Bei der Eröffnung wird eine Grußbotschaft der inhaftierten Schriftstellerin Asli Erdogan verlesen

Dass allerdings allein die Gegenwart kaum zu bewältigen ist, zeigte die Buchmessen-Eröffnungsfeier, auf der Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller eine Grußbotschaft der in Istanbul inhaftierten türkischen Schriftstellerin und Journalistin Asli Erdogan verlas, unter anderem mit den Sätzen: „Hier, in meinem Land, lässt man mit einer unvorstellbaren Rohheit das Gewissen verkommen. Dabei wird gewohnheitsmäßig und wie blind versucht, die Wahrheit zu töten.“ Riethmüller verurteilte die „Nützlichkeitserwägungen“ der Bundesregierung, von wegen der sogenannten Flüchtlingskrise, die sich nicht mehr um „freiheitliche und demokratische Werte“ schere. Er beschloss die Botschaft Asli Erdogans mit dem Motto der diesjährigen Gastländer der Buchmesse, der Niederlande und Flandern: „Dies ist, was wir teilen“, und rief dazu auf, „ihr Leid zu teilen und Solidarität zu zeigen.“

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