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Das Dorf, die rechte Idylle. Cover des Buchs „Völkische Landnahme“.
© ch. links verlag

Berliner Verlag in Bedrängnis: Rechte Ökos gehen gegen das kritische Buch „Völkische Landnahme“ vor

Zwei Experten beschreiben darin, wie rechte Gruppen sich auf dem Land ansiedeln. Die sehen ihre Privatsphäre verletzt. Und setzen sich juristisch zur Wehr.

Man meint ja, die Entwicklung im ländlichen Raum seit Jahren zu kennen: Es gibt eine große Wegbewegung in Richtung urbane Zentren, es herrscht Landflucht, sei es weg aus den Dörfern und Kleinstädten Mecklenburg-Vorpommerns, sei es aus den ländlichen Regionen Brandenburgs.

Dass es aber auch eine umgekehrte Bewegung gibt, davon berichten die Rechtsextremismus-Experten Andrea Röpke und Andreas Speit in ihrem Buch „Völkische Landnahme. Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos“, das Ende Juni im Ch. Links Verlag erschienen ist.

Darin heißt es zu Beginn: „Sie kaufen Gutshöfe, siedeln sich mit Familien und Gleichgesinnten in entlegenen Regionen an. Sie bewirtschaften Bauernhöfe, pflegen Land und Vieh, ökologisch und artgerecht, bringen sich in Vereinsleben, Eltern- und Umweltinitiativen ein, bemühen sich um Gemeinwohl, Kultur, Naturschutz.“

Und weiter: „Sie wollen mit ihren Familien auch ihre völkisch-nationalistische Weltanschauung praktisch leben, ihre Kinder in der Natur und in ihrem Geiste erziehen, Brauch- und Volkstum wiedererwecken und oft Naturreligiosität ausleben.“

Gemeint ist die rechte Szene unterschiedlichster Couleur, von Identitären über Pegida-Anhänger und rechte Jugendbünde bis hin zu Öko-Faschisten. Die setzt sich, nachdem es einige mediale Resonanz auf das Buch gegeben hatte, nun mit juristischen Mitteln gegen „Völkische Landnahme“ zur Wehr.

Fünf Abmahnungen habe es zwischen dem 30. August und dem 16. September gegen das Buch gegeben, schreibt der Ch. Links Verlag in einer Presseinformation, zwölf sind es inzwischen insgesamt. „Wertende kritische Einordnungen von Personen, die eigentlich durch die Meinungsfreiheit gedeckt sind, sollen auf diese Weise unterbunden werden“, so der Verlag.

Es geht den rechten Kreisen um das Recht auf Privatheit, das sie in dem Buch unzureichend gewährleistet sehen, weshalb sie auch mit Einstweiligen Verfügungen gedroht haben. In einem Fall wies nun schon das Berliner Landgericht Forderungen nach 15 Änderungen in „Völkische Landnahme“ eindeutig zurück, wobei dieses Urteil noch nicht rechtskräftig ist.

Die erste Auflage ist inzwischen vergriffen, eine zweite hat sich nicht zuletzt wegen der Abmahnungen verzögert, soll aber in den nächsten Wochen – auch aktualisiert um die juristischen Auseinandersetzungen – ausgeliefert werden. Zumindest einen Vorteil hat der Kampf der Rechten gegen das Buch: Es dürfte jetzt noch besser verkauft und gelesen werden.

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