"Nobel-Preis" der Architekten verliehen: Pritzker-Preis für Alejandro Aravena
Der chilenische Architekt ist nicht auf spektakuläre Repräsentationsgebäude, sondern auf Sozialbau spezialisiert.
Die selbstverliebte Architektur der internationalen Stars, im angelsächsischen Sprachraum einprägsam zur „starchitecture“ verkürzt, hat ihren Zenit überschritten: Das soll womöglich die Botschaft des diesjährigen, bereits 41. Pritzker-Preises sein. Die gern als „Nobel-Preis für Architektur“ apostrophierte, längst international bedeutsamste Auszeichnung geht, wie die Pritzker-Stiftung am Mittwoch mitteilte, in diesem Jahr an Alejandro Aravena, den nunmehr vierten Preisträger aus Mittel- und Lateinamerika.
Der 1967 geborene Chilene hat sich nicht mit spektakulären Einzelbauten, sondern mit zahlreichen Sozialbauten hervorgetan. Sein eigener Name wie der seines Kollektivs „Elemental“ sind in Fachkreisen bekannt; er selbst nennt die Arbeitsgemeinschaft einen „Do Tank“, um sie vom herkömmlichen „Think Tank“ deutlich abzugrenzen. Zugleich hat Aravena unter anderem bereits in Harvard gelehrt und war mehrfach bei der Architekturbiennale von Venedig vertreten. Nach dem schweren Erdbeben von 2010 in seiner Heimat wurde ihm der Wiederaufbau einer ganzen Stadt, dem chilenischen Constitución, angetragen. In diesem Jahr, 2016, leitet er die venezianische Biennale als Nachfolger des Superstars Rem Koolhaas, eine Auszeichnung, die seinen Ruf unter Kollegen ebenso belegt wie die Mitgliedschaft in diversen namhaften Beiräten. Anlässlich der Berufung nach Venedig erklärte er, es gebe „einige Schlachten zu gewinnen und Grenzen auszuweiten, um die Qualität der gebauten Umwelt zu verbessern und demzufolge die Lebensqualität der Menschen“.
Dieser kämpferische Ansatz zeichnet Aravenas eigene Projekte aus, ob es sich um Gebäude für seine Alma Mater, die Universidad Católica in Chile handelt, wo er 1992 graduierte, oder eine Montessori-Schule oder einen Kindergarten. Gerade die Biennale von Venedig hat sich zuletzt sehr den Themen des sozialen und nachhaltigen Bauens gewidmet, und so verheißt Aravenas Motto für dieses Jahr eine noch deutlichere Positionierung: „Berichte von der Front“. Man darf gespannt sein, welche Anregungen für das krisengeschüttelte Europa der diesjährige Pritzker-Preisträger bereitstellt.
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