Young Euro Classic: Prickelnd
"Die stumme Serenade" von Erich Wolfgang Korngold war fast komplett in Vergessenheit geraten. Young Euro Classic holt sie in den Admiralspalast.
Eine etwas undefinierbare Sache ist Erich Wolfgang Korngolds Musiktheaterstück „Die stumme Serenade“. Irgendwo zwischen großer Oper, spritziger Operette und Slapstick-Musical schwankt es umher, wirklichen Anklang fand das Werk nie. Nach seiner Uraufführung 1954 geriet es fast komplett in Vergessenheit, anders als Korngolds oscarprämierte Filmmusik unter anderem zu „Robin Hood, König der Vagabunden“ .
Die Geschichte ist klassischer Operettenstoff. Schauspielerin Silvia sieht sich mit einem Eindringling in ihrem Schlafzimmer konfrontiert, zeitgleich findet man unter dem Bett ihres Geliebten – immerhin der Ministerpräsident – eine Bombe. Ein Tatverdächtiger für das erste Vergehen ist mit dem in Silvia verliebten Schneider Coclé schnell gefunden. Unter Aufklärungsdruck gesetzt überzeugt Polizeipräsident Caretto ihn davon, auch den Anschlag auf sich zu nehmen, schließlich wurde dem Attentäter bereits eine Begnadigung versprochen. Viel Raum also für Verwechslungen, Albernheiten und schmachtende Liebeslieder. Jetzt hat sich Young Euro Classic im Admiralspalast daran gewagt, das Stück erstmals auf eine große Berliner Bühne zu bringen.
Marc Krone legt seine Inszenierung nicht verkopft an, sondern unbeschwert und damit genau passend zur prickelnden Musik. Die Instrumentalisten des niederländischen Nationaal Jeugd Orkest stellen ihm dafür einen beachtlichen Klangkörper zur Verfügung, unter der Leitung von Etienne Siebens schmeißen sie sich schwungvoll in die Partitur. Schade nur, dass die Lautstärke wenig ausbalanciert ist, die Sänger gehen teilweise gegen die Instrumente unter.
Charlotte Janssen ist eine umwerfende Silvia, im Gesang enorm kräftig und humorvoll im Auftreten. Vincent Spoeltmans gibt den Caretto mit einem sehr reinen Bass-Bariton, der sich mit enormer Kraft durch den Saal walzt. Und Emmanuel Franco singt im zweiten Akt Showstopper wie „Ich hab mich so verliebt“ und die „stumme Serenade“ leidenschaftlich und mit viel Schmelz in der Stimme, was allerdings zulasten der ersten Hälfte geht, die er stimmlich etwas dünn bestreitet.
Moritz Eckert