Das Orchester des Mussorgski-Konservatorium: Präzisionsarbeit bis zur letzten Note
Das Orchester des Mussorgski-Konservatoriums aus Jekaterinburg debütiert bei Young Euro Classic im Konzerthaus.
3500 Kilometer Busfahrt hat das Orchester des Mussorgski-Konservatoriums aus Jekaterinburg auf sich genommen, um seinen Einstand bei Young Euro Classic zu geben. Romantisches russisches Kernrepertoire von Mussorgski, Rimski-Korsakow und Tschaikowski wird sein Programm prägen. Umso gespannter erwartet man die Uraufführung des Abends: Ein „Chorale Postlude“ zum Andenken des Dirigenten und Bratschisten Rudolf Barschai, komponiert vom 1967 geborenen Juri Abdokow für Viola und Orchester. Dunkle Pauken, Posaunen und Glockenschläge eröffnen die filmmusikalisch angehauchte Partitur. Vor der Gefahr, ins Seifige abzugleiten, bewahrt das Stück der Wechsel zu kammermusikalischen Passagen, in denen die Viola in reizvollen Dialogen mal mit Solocello, mal mit Solovioline und dann wieder mit Glocken und Harfe zu hören ist.
Wer glaubt, dass Dirigent Anton Schaburow bei den Klassikern auf bewährte Rezepte des Jugendorchesterdirigats zurückgreifen wird, sieht sich positiv getäuscht. Der Versuchung, „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“, „Russische Ostern“ und die „Pathétique“ in lauter „al fresco“-Manier hinzulegen, widersteht Schaburow: Er fordert seinem Orchester von der ersten bis zur letzten Note größte rhythmische wie klangliche Präzision ab. Mögen die ekstatischen Momente der Partituren dadurch auch hier und da ein wenig abgezirkelt wirken, so macht sich doch die Disziplin des Orchesters gegenüber der Nonchalance, mit der andere Ensembles die Brocken des Repertoires stemmen, gerade bei Tschaikowskis hochkonzentriert vorgetragener Pathétique positiv bemerkbar: Insbesondere der wunderbar balancierte Schlusssatz wird zu einem ergreifenden Requiem, nach dem das Orchester mit Recht der Versuchung, dem Wunsch des Publikums nach einer Zugabe nachzugeben, trotzt.