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Die Schauspielerin Valeria Bruni Tedeschi bei der Vorstellung des Wettbewerbsfilms "Ma Loute" am Freitag in Cannes.
© dpa/Sebastian Nogier

Cannes Journal (2): Platin-Palmen? Käsereiben!

Filme sind natürlich das Wichtigste auf dem Festival an der Cote d'Azur. Oder doch die Gerüchte? Hier sind die heißesten versammelt, auch zum deutschen Wettbewerbsbeitrag von Maren Ade.

Das Schönste an Cannes sind selbstverständlich die Filme, gleich dahinter kommen die Gerüchte. Ein ganz tolles gab soeben, aus guter Quelle, der moldawischstämmige Mitarbeiter eines kanadischen Filmfests weiter. Und wie jedes richtig wichtige Gerücht will es siedend heiß weitergeflüstert sein.

Also: Ein nicht unbekannter rumänischer Regisseur finde, der demnächst im Wettbewerb laufende Film „Bacalaureat“ seines Landsmanns Cristian Mungiu sei sein bislang bester – mit Abstand! Nun hat Mungiu ja seine Goldene Palme schon, 2007 erobert mit „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“. Soll die Jury ihm sicherheitshalber gleich nach der Premiere eine Platin-Palme verleihen?

Von anderer Seite ist zu hören, die Festivalleitung wolle – Überraschung! – Bruno Dumont keine Palme, aber die erste Kokoloreskokosnuss der Cannes-Geschichte überreichen. Jahrelang hatte der Nordfranzose hier mit seelenverregneten Dramen von sich reden gemacht, nun legt er ein Werk von derart schriller Komik vor, dass nicht vollends humorresistente Kritiker sich wegen akuter Zwerchfellkrämpfe behandeln lassen mussten. Ja, ein solch unbezahlbares Vergnügen hat seinen Preis!

Im Ernst: „Ma loute“ ist wahnsinnig komisch. Eine Farce aus dem Jahr 1910 mit armen Muschelsammlern und einer reichen Schnöselfamilie, irgendwo zwischen Kulleraugen-Stummfilm und Roy Andersson auf Dope, dazu fett Abgase aus „Die strunzdumpfen Bullen in ihren knatternden Kisten“ (Schulze und Schultze aus „Tim und Struppi“ lassen grüßen), abgeschmeckt mit Pfeffer von Molière und köstlich ungenießbarem Runkelrüben-Racine, und das Ganze kannibalistisch angerichtet als Commedia dell’Aristokratenschwarte. Und was passiert? Ein schöner Sommer an der Küste, ein paar Leute verschwinden auf die üblich mysteriöse Weise, Kommissar Machin (zu deutsch: Dingsbums) ermittelt, Fabrice Luchini, Juliette Binoche und Valeria Bruni Tedeschi spielen genial die Doofen – und irgendwann fliegt das Ganze in die Luft.

Noch ein Gerücht? Maren Ades heftig erwarteter „Toni Erdmann“, der erste deutsche Wettbewerbsbeitrag seit aaacht laaaangen Jahren, soll „einer der Lieblingsfilme“ des Festivalchefs Thierry Frémaux sein. Die Regisseurin, der der Verfasser dieser Zeilen am Freitag bei einem Get together der geldgebenden Filmstiftung NRW noch in Hörnähe schräg gegenüber saß, lässt sich am Premierenvortag durch sowas nicht aus ihrer anderweitigen Unruhe bringen. Dafür verrät sie ihren Talisman: eine Käsereibe, ein Geschenk ihrer Schauspielerinnenfreundin Laura Tonke.

Wieso Käsereibe? Streuselt da jemand ein Gerücht, noch dazu aus erster Raspelhand? Das nicht, aber einen einstweiligen Hinweis. Mit „Toni Erdmann“ habe die Käsereibe so viel zu tun wie einst der Ingwer mit „Alle anderen“, Maren Ades Berlinale-Triumph von 2009. Soviel zu den Fakten.

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