zum Hauptinhalt
Der ungarische Schriftsteller und Friedenspreistraeger Péter Esterházy (1950-2016).
© ddp

Ungarischer Schriftsteller: Péter Esterházy ist tot

Der ungarische Schriftsteller Péter Esterházy ist mit 66 Jahren gestorben. Bekannt wurde er in den Neunzigern. Im Jahr 2004 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Der ungarische Schriftsteller Péter Esterházy ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Dies berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI am Donnerstag unter Berufung auf die Familie und den Verlag des Autors. Esterházy hatte an Bauchspeicheldrüsenkrebs gelitten.

Esterházy wurde am 14. April 1950 im kommunistischen Ungarn geboren. Als Kind erlebte er mit seinen Eltern die Verbannung in ein entlegenes Dorf. Die adligen Esterhazys galten als Klassenfeinde. Zu ihren Vorfahren gehörten Fürsten, Kulturmäzene - Joseph Haydn war Hauskomponist der Esterhazys -, hohe Geistliche und Politiker. Ihnen setzte Esterhazy in „Harmonia Caelestis“ (2001) ein ironisches Denkmal.
Der Adelsspross studierte zunächst Mathematik, arbeitete als EDV-Techniker in der sozialistischen Industrie und wandte sich 1978 ausschließlich der Schriftstellerei zu. Mit dem „Produktionsroman“ (1979), einer sarkastischen Betrachtung der Arbeitswirklichkeit im Realsozialismus, schaffte er den Durchbruch. In der Folge entwickelte er einen sehr persönlichen Stil, getragen von feiner Ironie und beziehungsreichen Anspielungen. Sein Thema war die komplizierte, von Brüchen geprägte Geschichte Mittelosteuropas, in der sich stets irgendwie seine eigene Geschichte und die seiner Familie spiegelt.

Die meisten seiner Bücher wurden ins Deutsche übersetzt

Mit 24 Übersetzungen ins Deutsche ist Esterhazy der am meisten gedruckte zeitgenössische ungarische Autor im deutschen Sprachraum. Neben der „Harmonia Caelestis“ zählen dazu unter anderen „Kleine ungarische Pornographie“ (1997), „Donau abwärts“ (1992) und zuletzt „Die Mantel- und Degen-Version“ (2015) und „Die Markus-Version“ (2016). Im Jahr 2004 erhielt Péter Esterházy den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Der Autor hatte im vergangenen Oktober erstmals erwähnt, dass er an Bauchspeicheldrüsenkrebs leidet. Damals hatte er damit eher beiläufig und selbstironisch sein Fernbleiben von der Buchmesse im schwedischen Göteborg begründet, sein letztes, noch in Ungarn erschienenes Buch handelt davon: In "A Bünös" (Der Schuldige) gibt es einen Märchenhelden namens "Bauchspeichelchen", einen ziemlich frechen Kerl, wie Esterházy in einem Video-Interview erklärt hatte. dpa/Tsp

Zur Startseite