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Pieter Bruegels Kupferstich "Jakob beim Zauberer" (1565) gilt als erste Darstellung einer Hexe auf dem Besen. Sie verschwindet rechts im Kamin. Auch die Katze ist nicht weit.
© Rijksmuseum Amsterdam

Ausstellung "Bruegels Hexen" in Utrecht: Nur echt mit Besen

Eine Ausstellung in Utrecht erforscht die Entstehung des Hexenbildes in Europa. Sie ist von beklemmender Aktualität. Damals wie heute ist unser Denken anfällig für simple Lösungen.

Eine hässliche Frau auf einem alten Besen, die schwarze Katze buckelt und in dem Kessel auf dem Herd köchelt ein böser Zaubertrank – so stellen wir uns Hexen vor, so kennen wir sie aus „Hänsel und Gretel“ und anderen Abbildungen. Doch wurden Hexen immer so dargestellt? Die niederländische Kunsthistorikerin Renilde Vervoort hat sich diese Frage in ihrer Doktorarbeit gestellt und systematisch Hexendarstellungen in den Niederlanden und Flandern untersucht – Grundlage der großen Ausstellung „Bruegels Hexen“ im Utrechter Museum Catharijneconvent (einem ehemaligen Kloster).

Vervoort hat die Hexenbilder seit 1430 akribisch zusammengetragen. Die ersten Darstellungen in den Niederlanden tauchen im Zusammenhang mit den Hexenverfolgungen während des 15. Jahrhunderts in juristischen Handbüchern auf. Schlechtes Wetter, Missernten und Hungersnöte verlangten nach einer Erklärung, nach einem Sündenbock. Da man keine Ursache für die Katastrophen finden konnte, musste wohl oder übel Zauberei im Spiel sein.

Die älteste Darstellung einer Hexe überhaupt stammt aus dem Jahr 1451, zwei Frauen fliegen auf einem Besen. Sie illustrieren Martin Le Francs Buch „Le Champion des Dames“. Le Franc machte sich Gedanken über zaubernde Frauen und Männer und brachte sie erstmals mit dem Teufel in Verbindung. Später verfestigt sich das Bild von zaubernden Männern und Frauen, die mit Luzifer im Bunde stehen, zum Sabbat fliegen und nachts den Teufel anbeten, indem sie einem Bock den Hintern küssen. Diese ersten Abbildungen mit fliegenden Frauen und Männern finden sich in den kostbaren und seltenen Lehrbüchern über die Hexerei. Das Bedürfnis nach Information war groß, doch vor Erfindung der Druckkunst waren Bücher ein Luxusgut.

Pieter Bruegel schuf das bis heute gängige Bild der Hexe auf dem Besen

Die Situation ändert sich schlagartig mit dem großen flämischen Meister Pieter Bruegel (1526/30–1569), der mit nur zwei Kupferstichen Maßstäbe setzt: „Jakob beim Zauberer“ und „Jakob und der Fall des Zauberers“ (1565). Bruegel illustriert die Legende von Jakob, der den pharisäischen Zauberer Hermogenes, die Verkörperung des Bösen, bekehrt. So die Legende. Bei Bruegel wird Hermogenes zerrissen. Das Böse wird durch die von Bruegel nur zu gut bekannten Monster und Kreaturen dargestellt, aber eben erstmals auch durch Hexen. Eine reitet auf dem Besen und fliegt durch den Schornstein, während auf dem Feuer der Zaubertrank im Kessel brodelt, die Katze ist ganz in der Nähe.

Als der Antwerpener Verleger Hieronymus Cock die Drucke Bruegels 1565 veröffentlichte, erlebten die Hexenverfolgungen in den Niederlanden eine Hochzeit. Die plötzliche Kältewelle, die sogenannte kleine Eiszeit, traf Europa hart. Menschen und Tiere starben vor Kälte, Hagelstürme zerstörten die Ernten und als der Schnee zu tauen begann, verursachte das Schmelzwasser wiederum verheerende Überschwemmungen. Das alles konnte man wunderbar den Hexen in die Schuhe schieben, einfache Erklärungen für komplexe Zusammenhänge waren damals wie heute willkommen.

Bruegel bekam wahrscheinlich vom Auftraggeber genaue Vorschriften aus den gelehrten Büchern über die Hexerei, sodass er seine Bilder mit den Details schmücken konnte, die jeder Zeitgenosse verstand, wie etwa die „Main de gloire“, die Kerze, die aus der Hand eines Gehenkten gefertigt wurde. Sie brennt auf dem Kamin, durch den die Hexe davonfliegen will. Sehr rasch übernahmen andere niederländische und flämische Meister die Bildsprache Bruegels – das Hexenbild, so wie es uns heute noch vertraut ist, war geboren. Das Gemälde „Hexenküche“ von Cornelius Saftleven von 1650 ist fast eine exakte Kopie des Stichs von Bruegel. Andere Maler wie Frans Francken II. und David Teniers II. folgten und so verfestigte sich die Ikonografie der Hexe.

Die Ausstellung in den mittelalterlichen Mauern des ehemaligen Katharinenklosters in Utrecht zeigt, wie sich diese Hexendarstellung im Laufe der Jahrhunderte fortsetzte. Im 17. Jahrhundert wurden immer noch viele Hexenbilder gemalt, aber jetzt, so sehen es die Ausstellungsmacher, als Nervenkitzel für eine zahlungskräftige Elite, die sich an den unheimlichen Darstellungen erfreute. Hexensabbat und Zauberküche sind dabei beliebte Motive.

Die Ausstellung ruft in Erinnerung, wie schnell und wie leicht Menschen diskriminiert, ausgegrenzt und abgestempelt werden konnten. Aber das alles ist nicht weit von uns entfernt, denn unser Denken über Minderheiten ist anfällig für einfache Lösungen. Der belgische Psychologieprofessor Paul Verhaeghe von der Universität Gent spricht von einer „sicheren Gesellschaft voller Angst. Wir leben in einer der sichersten Gesellschaften der Welt und doch gibt es viel soziale Angst, Angst vor dem Anderen.“ Die Ausstellung „Bruegels Hexen“ bleibt daher trotz ihres historischen Themas aktuell.

„De Heksen van Bruegel“, Museum Catharijneconvent Utrecht, bis 31. Januar 2016. www.catharijneconvent.nl. Danach vom 25. Februar bis zum 26. Juni 2016 im Sint-Janshospitaal, Brügge.

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