Rose Valland Institut: NS-Raubkunst als Thema auf der Documenta
Forschen über die Enteignung der jüdischen Bevölkerung Europas und deren Nachwirkungen: Das Rose Valland Institut residiert während der Documenta in Kassel.
Die Documenta darf zwar die in München 2013 aufgetauchte Sammlung des NS-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt nicht zeigen, weil sich dies die Bundesregierung für die Bundeskunsthalle in Bonn im Herbst vorbehalten hat. Das Thema Raubkunst und Restitution bleibt dennoch zentral auf der am Samstag in Kassel beginnenden Weltkunstausstellung. Die Berliner Künstlerin Maria Eichhorn, die sich immer wieder mit in der NS-Zeit entwendetem Besitz beschäftigt hat, gründete bereits im Vorfeld als künstlerisches Projekt das Rose Valland Institut. Das während der Documenta in der Neuen Galerie in Kassel residierende Institut hat seinen Namen von der französischen Kunsthistorikerin Rose Valland, die während der Pariser Besetzung durch die Deutschen in Listen notierte, wohin die geraubte Kunst verbracht wurde, und später bei ihrer Restitution half.
Entsprechend erforscht und dokumentiert das Rose Valland Institut die Enteignung der jüdischen Bevölkerung Europas und deren Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Maria Eichhorn geht es mit ihrem künstlerischen Projekt jedoch nicht nur um die Aufdeckung staatlicher Raubzüge, sondern um NS-Raubgut in deutschem Familien- und Privatbesitz, das als Problematik bislang kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Aus dem Grund wendet sich das Rose Valland Institut mit dem Open Call „Unrechtmäßige Besitzverhältnisse in Deutschland“ an die breite Öffentlichkeit. Damit soll sich jeder aufgerufen fühlen, NS-Raubgut im ererbten Besitz zu recherchieren und Informationen dem Rose Valland Institut zu übermitteln. Das Institut versteht sich als „transitorischer Ort“, an dem womöglich auch Rückgaben in die Wege geleitet werden können, sollten sich die Eigentümer der gemeldeten Güter ausfindig machen lassen.
Bewusstsein für Unrecht schaffen
In der Neuen Galerie selbst werden Bundesleihgaben aus der hauseigenen Sammlung zu sehen sein, die nach dem Krieg aus ungeklärter Quelle in den Besitz der Bundesrepublik gelangten – als Zeugen der Ambiguität und des Durcheinanders, das nach 1945 herrschte, wie es Kurator Dieter Roelstrate in einem Gespräch mit der Zeitschrift „Art“ formulierte. Außerdem wird es eine Bibliothek aus der Zentral- und Landesbibliothek Berlin zu sehen geben. Erst vor wenigen Jahren hatte sich durch ein zufällig entdecktes Zugangsbuch herausgestellt, dass diese Bücher 1943 aus jüdischem Besitz erworben worden waren. Wie bei der kommenden Gurlitt-Ausstellung in der Bundeskunsthalle hofft man nun auch in Kassel, dass sich durch die Präsentation womöglich neue Spuren finden lassen. Vor allem soll ein Bewusstsein für bestehendes Unrecht geschaffen werden.
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