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Akademie ohne Direktor: Die dffb. Ihre Studentenschaft sieht das künstlerische Profil gefährdet.
© IMAGO

Protest an der DFFB geht weiter: Neuer Chef und alte Fronten?

Nach der überraschenden Berufung Ralph Schwingels zum neuen DFFB-Leiter geht der Protest der Studenten weiter. Sie fürchten, er solle den wirtschaftlichen Schwerpunkt an der DFFB verstärken, der dort bereits deutlich repräsentiert ist.

Seit Monaten schwelt der Konflikt um die Neubesetzung der Direktion der Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB). Auch am Mittwoch, auf einer nichtöffentlichen Vollversammlung der Studenten, kam es zu keinerlei Annäherung. Björn Böhning, Chef der Senatskanzlei und Vorsitzender des DFFB-Kuratoriums, war erschienen. Wie am Rande zu erfahren war, schätzen die Studenten Böhnings Erläuterungen nach der überraschenden Berufung von Ralph Schwingel zum neuen DFFB-Leiter offenbar als einen weiteren Versuch ein, die Zukunft der Institution, die 2016 ihr fünfzigjähriges Bestehen feiert, per „ordre de mufti“ zu bestimmen.

Wie berichtet, war der bereits gegen die Zustimmung der Studierenden berufene Regisseur Jan Schütte nach nur vier Jahren im Amt im Sommer 2014 in die Leitung der Filmakademie in Los Angeles gewechselt. Unter seiner Leitung, so die Kritik der Studenten – die satzungsgemäß an der internen Mitbestimmung beteiligt sind – sei das künstlerische Profil der DFFB zugunsten einer mainstreamkompatiblen Ausrichtung zu kurz gekommen. Der Konflikt eskalierte gegen Ende 2014, als die Findungskommission das Bewerbungsverfahren in der finalen Runde aussetzte. Vor allem zeigten sich die Studenten und ein Teil des Lehrkörpers zunehmend erbittert über eine als intransparent und antidemokratisch empfundene Verfahrensweise des Kuratoriumsvorsitzenden. Zahlreiche prominente DFFB-Absolventen, unter anderem Christian Petzold und Detlev Buck, hatten den Studenten ihre Unterstützung ausgesprochen.

Studentenvertretung will sich direkt an Schwingel wenden

Das Treffen mit Böhning war das erste direkte Gespräch. Es folgt recht unmittelbar auf die Berufung Ralph Schwingels durch das Kuratorium am vergangenen Wochenende, außerhalb des gängigen Bewerbungsverfahrens. Der Hamburger Produzent, Drehbuchautor und Verleiher, der Filme von Fatih Akin produzierte und an der Filmuniversität Babelsberg lehrt, gilt zwar als offen für das Arthouse-Kino. Die Studenten fürchten aber, er solle den wirtschaftlichen Schwerpunkt an der DFFB verstärken, der dort bereits deutlich repräsentiert ist. Erst unlängst hatte sich Björn Böhning in einer Rede für eine „filmische Industriepolitik“ ausgesprochen.

Bei dem Treffen am Mittwoch verlasen die Studenten eine Erklärung, in der es unter anderem heißt: „Wir werden weiter für ein offenes, transparentes und chancengleiches Verfahren kämpfen“ – bevor sie mehrheitlich den Raum verließen. Die Studentenvertretung will sich nun direkt an Schwingel wenden und seine Haltung zu der verfahrenen Lage in Erfahrung bringen.

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