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Eine Jüdin betet in der El Ghriba Synagoge auf Djerba, Tunesien. Auch Tunesien verfügt noch über eine lebendige jüdische Gemeinde und wird auch zu einem späteren zeitpunkt Länderschwerpunkt im Akademieprogramm des Jüdischen Museums Berlin.
© Reuters / Anis Mili

Jüdisch-Islamisches Forum im Jüdischen Museum Berlin: Neue gegenseitige Wahrnehmung

Das Jüdisch-Islamische Forum in der W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin hat sich bis Ende 2017 dem jüdisch-islamischen Dialog verschrieben.

Juden und Muslime – für uns Heutige ein scheinbar kompliziertes und konfliktbeladenes Verhältnis, das aber die viel ältere gemeinsame Geschichte der Angehörigen beider Religionen überlagert. Mangelndes Wissen führt zu Vorurteilen, doch Information und Aufklärung können Überraschung und Erstaunen auslösen und verschüttete Gemeinsamkeiten neu beleben.

Das Thema ist vielschichtig, denn es geht auch um die Diskussionen in den jeweiligen Communities. Und es geht gerade in Deutschland darum, wie sich beide aus der Erfahrung als Minderheit heraus positionieren. Trotz des Ballasts der Geschichte ist gerade in der jüngeren Generation eine Neugier auf den jeweils anderen zu verspüren, aber auch die Frage nach der eigenen Identität in der Diaspora. Wo komme ich eigentlich her? Was ist die Geschichte meiner Familie in einem anderen Kulturkreis?

Dieses Thema greift nun das Akademieprogramm des Jüdischen Museums Berlin mit dem Jüdisch-Islamischen Forum auf. Es richtet sich mit seinen Veranstaltungen an Fachleute aus Wissenschaft und Politik, aber auch an das breite Publikum. In geschlossenen Workshops und Gesprächskreisen zur religiösen Diversität kann in einem geschützten Raum Vertrauen aufgebaut werden. Die dialogisch konzipierte Ringvorlesung „Judentum und Islam in der Diaspora“ stellt spezifische religiöse Fragen und solche zu Eigenständigkeit und Anpassung zur Diskussion.

Bis Ende 2017 wird sich das Forum der Geschichte der Juden in der islamisch geprägten Welt widmen – von Marokko bis Iran. Hier gibt es gerade für uns Europäer viel zu entdecken und dem Vergessen zu entreißen. Starke jüdische Gemeinden gab es zum Beispiel in Marokko, Tunesien, Ägypten, der Türkei und dem Iran, um nur die größten zu nennen.

Die Reihe beginnt mit der marokkanischen Filmwoche „Mein Herz im Maghreb“ vom 8. bis zum 12. Mai. Weitere Länderschwerpunkte werden folgen.

Filmwoche "Mein Herz im Maghreb" 8. bis 12. Mai 2016

Szene aus dem marokkanischen Film "Aida" von Driss Mrini.
Szene aus dem marokkanischen Film "Aida" von Driss Mrini.
© promo

Seit der Römerzeit leben Juden im heutigen Marokko. Sie sind ganz selbstverständlicher Teil der kulturellen Vielfalt des Landes. Nach den großen Auswanderungswellen Mitte des 20. Jahrhunderts sind heute zwar nur noch zwischen 2500 und 3000 Juden in Marokko heimisch. Doch das Interesse am marokkanischen Judentum wächst wieder – sowohl in der Diaspora als auch im Land selber. Davon zeugt eindrücklich der Dokumentarfilm „Tinghir–Jerusalem. Echos from the Mellah“, in dem der in Tinghir geborene Filmemacher Kamal Hachkar sich aufmacht, um seinen Geburtsort zu besuchen, der einst eine große jüdische Gemeinde besaß. Er reist auch nach Jerusalem, um mit ausgewanderten marokkanischen Juden zu sprechen. Gemeinsam ist beiden Gruppen die Berbersprache (8.Mai, 16.30 Uhr). „Aida“ von Driss Mrini erzählt die bewegende Geschichte der jüdischen Musikwissenschaftlerin Aida, die – unheilbar krank – in ihre Heimat Marokko zurückkehrt und dort neben Erinnerungen auf eine große Überraschung stößt (11.Mai, 17 Uhr).

Die Filmwoche bildet den Auftakt des Themenschwerpunkts „Juden in islamisch geprägten Ländern“ des Jüdisch-Islamischen Forums der W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin in Kooperation mit dem Verein „Association des Amis du Musée du Judaïsme Marocain“, Casablanca.

Ort: Saal W. Michael Blumenthal Akademie. Die Filme werden in der Originalversion mit englischen

Untertiteln gezeigt. Im Anschluss stehen die Regisseure zur Diskussion zur Verfügung. Der Eintritt zu allen Filmvorführungen ist frei. Eine Auswahl:

8. MAI, 15 Uhr

Eröffnungsvortrag von Daniel Schroeter (University of Minnesota) Jews among Muslims: The Transformation of the Jewish Communities of Morocco in the Modern Era

19 Uhr

Konzert Neta Elkayam: Howa Jani Ort: Glashof

Konzertkarten (10 Euro/7 Euro) sind erhältlich per E-Mail an: reservierung@jmberlin.de

9. MAI, 18 Uhr
White Walls „Kirot Levanim“.

Regisseur: Meital Abekassis, Israel 2005, 53 Minuten

19 Uhr
Come Mother „Azhi Ayima“ Regisseur: Sami Shalom Chetrit, Israel 2009, 79 Minuten

10. MAI, 16 Uhr
Goodbye Mothers „Adieu mères“ Regisseur Mohamed Ismaïl, Marokko 2007, 115 Minuten

18.30 Uhr

„Moroccan Jews. Destinies Undone“ Regisseur: Younes Laghram, Marokko 2009, 59 Minuten

20 Uhr

„Where are you going, Moshe?“
Regisseur: Hassan Benjelloun, Marokko 2007, 90 Minuten

19.15 Uhr

„The Midnight Orchestra“.

Regisseur: Jérôme Cohen Olivar, Marokko 2015. 114 Minuten

12. MAI, 17 Uhr

„Retrouver Oulad Moumen“,

Regisseur: Izza Génini, Frankreich 1994, 48 Minuten

18.30 Uhr

„They were Promised the Sea. Arab Jews between Homeland and Promised Land“.

Regisseur: Kathy Wazana, Kanada 2013, 72 Minuten

20.30 Uhr

Abschlussgespräch und Diskussion: Erinnerungskulturen und marokkanisches Judentum heute

Weitere Informationen im Internet unter www.jmberlin.de

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