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Matthias Pintscher
© Andrea Medici

Matthias Pintscher beim DSO: Narziss & ich

Matthias Pintscher dirigiert beim Deutschen Symphonie-Orchester sein eigenes Stück "Reflections on Narcissus" - mit Alban Gerhardt als Solocellist.

Komponisten, die selbst dirigieren, waren im 19. Jahrhundert ziemlich selbstverständlich. Pierre Boulez oder Heinz Holliger machen es heute noch, ansonsten ist die Tradition etwas aus der Mode geraten. Matthias Pintscher, Jahrgang 1971, führt sie fort. Ans Pult des Deutschen Symphonie-Orchesters kehrt er mit einem eigenen Werk zurück: „Reflections on Narcissus“, uraufgeführt 2006, ein vom antiken Mythos und einer Zeichnung Cy Twomblys inspiriertes Orchesterstück mit dem Cello als Protagonisten. Dazu Bartóks „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“ und Wagners Siegfried- Idyll: Kein leicht zu goutierendes Programm. In Berlin kann man es machen. Die Philharmonie ist trotzdem gefüllt.

Bei Wagner bleibt Pintscher noch brav, die Musik gedämpft, man kann sich gut vorstellen, wie Cosima sie eines Geburtstagsmorgens hinter der Schlafzimmertür als Geschenk vernommen haben mag. Bei Bartók, der das Orchester teilt und mit virtuosen Spiegelungen des Ursprungsthemas arbeitet, geht Pintscher stärker in die Vollen, richtig scheint er aber erst beim eigenen Stück zu sich zu finden. Alban Gerhardt schält sich mit seinem Cello erst spät aus dem Tutti heraus, spielt dann aber die vielen Kadenzen mit irisierendem, sehrendem Ton und bleibt, nachdem das Orchester nach und nach aussetzt, alleine übrig. Immerhin ertrinkt er nicht, wie Narziss.

Udo Badelt

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