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Meister virtuoser Rasanz: Der Berliner Cellist Alban Gerhardt
© Sim Canetty-Clarke

Alban Gerhardt mit den Berliner Philharmonikern: So schnell wie möglich

Ein Meister der virtuosen Rasanz: Alban Gerhardt, einer der besten Cellisten der Gegenwart, spielt mit den Berliner Philharmonikern.

Flöte und Oboe zitieren in der zweiten Symphonie von Johannes Brahms ein Lied: „Es liebt sich so lieblich im Lenze.“ Das steht in der Coda des Kopfsatzes, wie der Komponist in seinem Handexemplar der Erstausgabe eigenhändig vermerkt hat. Nicht nur an jener Scherzando-Stelle, sondern von Anfang an enthält die Partitur oft die Vortragsbezeichnung dolce. Von solcher Stimmung ist in der Interpretation des Dirigenten Myung-Whun Chung wenig zu spüren. Mit den Berliner Philharmonikern, bei denen in dieser Musik noch die Abbado-Tradition lebt, setzt der Dirigent zwar auf die strenge Logik der Themen, neigt aber zum Pauschalisieren im Klang.

Dazu gehört ein eher schreitendes als singendes Adagio, bis er in den Tempowechseln des dritten Satzes, besonders den Presto-Teilen, zu sich selbst kommt und mit seiner Erfahrung, leichten Hand und Schlagtechnik zum feurigen Finale findet. Dass der Eindruck zwiespältig bleibt, hat gewiss mit einem Mangel an Vertrautheit zwischen dem Maestro und dem Orchester zu tun, das er zum letzten Mal 2001 dirigiert hat. So wirkt die „Freischütz“-Ouvertüre wie eine vitale Stegreif-Darbietung, im Agathe-Thema zum Schluss eher lärmend als jubelnd.

Als Landsmann der Koreanerin Unsuk Chin hat Chung deren Cellokonzert auf das Programm gesetzt. Es ist ein äußerst erfolgreiches Stück, das 2009 bei den Londoner BBC-Proms ins Rampenlicht getreten und darin verblieben ist. Das verdankt sich vor allem dem Cellisten Alban Gerhardt, der es seit der Uraufführung als Solist spielt, jetzt auch in der Philharmonie (noch einmal am 10.5., 20 Uhr). Ein Kantabilitätszauberer und Meister virtuoser Rasanz, „as fast as possible“. Dass der Berliner Musiker als einer der besten Cellisten der Gegenwart das Werk als sein Eigentum verinnerlicht hat, zeigt an, wie dankbar der Solopart für das Instrument komponiert ist.

Chin, einst Ligeti-Schülerin, deren Verhältnis zu Korea distanzierter war als das Isang Yuns, rückt in dem Konzert musikalisch etwas näher an ihr Heimatland als in ihrer Oper „Alice in Wonderland“. Das Schlagzeug agiert auf den Punkt genau, die Farben entfalten sich als „Spiegelbild meiner Träume“. Manches Geheimnis mag sich in dieser Musik und ihrem modernen Wohlklang verbergen, manche Tiefe. Meisterhaftes Kunstgewerbe ist es schließlich auch.

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