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Dirigent Thomas Søndergård
© Andy Buchanan

Das Mahler Chamber Orchestra beim Musikfest Berlin: Mit uns zieht die neue Zeit

Isabelle Faust, Alexander Melnikov begeistern zusammen mit dem Mahler Chamber Orchestra und dem Dirigenten Thomas Søndergård beim Musikfest Berlin.

Die Carl-Nielsen-Wochen sind eröffnet: Seit Mittwoch gibt eine kleine, optisch ansprechend gestaltete Ausstellung im Foyer der Philharmonie Einblicke ins Leben des Komponisten (bis zum 9. Oktober, geöffnet jeweils ab eine Stunde vor Konzertbeginn), bei insgesamt acht Musikfest-Abenden werden Werke des vor 150 Jahren geborenen Dänen vorgestellt. Und auch danach geht die Entdeckung einer der interessantesten Musikerpersönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts weiter, gleich um die Ecke vom Kulturforum: Im Felleshus der Nordischen Botschaften nämlich organisiert der dänische Botschaftsrat Per Erik Veng ein „Nachspiel“, das am 22. September startet und Nielsens kammermusikalisches Oeuvre präsentiert, von den bis heute in seiner Heimat sehr populären Liedern über Geigen- und Klavierstücke bis zu seinen späten Orgelwerken.

Ehrensache für Ole Bækhøj, den in Dänemark geborenen Intendanten des Mahler Chamber Orchestra, dass er mit seiner Truppe den Nielsen-Schwerpunkt eröffnet: Seinen Landsmann Thomas Søndergård hat er als Dirigenten gewonnen für ein anspruchsvolles Programm, das Nielsens letztes Sinfonie aus dem Jahr 1925 mit dem fast zeitgleich entstandenen Kammerkonzert für Klavier, Geige und 13 Bläser von Alban Berg kombiniert.

Die Geigerin Isabelle Faust und der Pianist Alexander Melnikov am 9. September im Kammermusiksaal.
Die Geigerin Isabelle Faust und der Pianist Alexander Melnikov am 9. September im Kammermusiksaal.
© Kai Bienert

Der Wiener Weltschmerz

„Semplice“ nennt der Däne irreführend sein Werk, das doch vielmehr von seiner Hellhörigkeit für die avanciertesten stilistischen Strömungen seiner Zeit kündet. In der hier gespielten Fassung für 18 Musiker von Hans Abrahamsen wirkt es sogar noch komplexer als in der sinfonischen Besetzung.

Und Søndergård schärft das Klangbild zusätzlich noch an, fordert – und bekommt – von den MCO-Musikern brillante Scharfkantigkeit, will es auch dort lieber grotesk, wo sich die Musik auch leichtfüßig nehmen ließe, zieht selbst im dritten Satz, der Humoreske, das Provokante dem Augenzwinkernden vor.

Wie viel mehr romantische Restsüße schmecken Isabelle Faust und Alexander Melnikow da aus Bergs Kammerkonzert heraus. Vielleicht ist es auch nur der Weinstein des Wiener Weltschmerzes. In höchstem Maße exquisit jedenfalls ist diese Interpretation des reichlich mit Namensrätseln und Zahlenspielereien gespickten Stücks, für das sich die Geigerin und der Pianist mit den Bläsern des Mahler Chamber Orchestra aufs Hingebungsvollste zusammentun. Dieser Ensemblegeist macht es den Hörern im gut besuchten Kammermusiksaal fast schon leicht, Bergs dichter Textur über die gesamte Aufführungsdauer von einer Dreiviertelstunde zu folgen. Frederik Hanssen

Weitere Infos zum Nielsen-Nachspiel unter www.nordischebotschaften.org

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