MeToo und der deutsche Film: MeToo: Trägerverein für Anlaufstelle gegründet
Eine Vertrauensstelle für Betroffene von sexueller Gewalt: Im Februar stellte die Filmbranche sie in Aussicht. Jetzt gibt's endlich einen Trägerverein.
Endlich: 17 Organisationen der Film- und Medienbranche haben den ersten Schritt vollzogen, um die im Februar angekündigte Vertrauensstelle für Betroffene von sexueller Belästigung und Gewalt einzurichten. Am 31. Mai wurde ein Trägerverein dafür gegründet. Die Stelle solle „nun zügig ihre Arbeit aufnehmen, um Betroffenen ein niedrigschwelliges und anonymes Beratungsangebot zu bieten“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Zu den Beteiligten gehören ProQuote Film, der Bundesverband Regie, zahlreiche weitere Berufsverbände, die Deutsche Filmakademie, der Bühnenverein sowie ARD und ZDF.
Die Initiative zeichnet sich bisher allerdings nicht gerade durch Zügigkeit aus.Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatte vor vier Monaten 100 000 Euro als Anschubfinanzierung zugesichert, damit es schnell geht mit praktischen Konsequenzen aus der MeToo-Debatte und den Berichten über sexuelle Übergriffe von Regisseur Dieter Wedel und das Schweigen etwa des produzierenden TV-Senders. Seitdem kam es jedoch lediglich zur Vereinsgründung am Donnerstag. „Wir betreten Neuland“, sagt Barbara Rohm von ProQuote Film. Die Fotografin und Dokumentaristin bildet gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Bernhard Störkmann den Vereinsvorstand. 17 Vereine und Institutionen, die sich auf eine Satzung und eine gemeinsame Zielsetzung einigen wollen, das dauert.
Fest steht jetzt: Die Anlaufstelle mit Sitz in Berlin soll „Themis“ heißen, nach der Göttin der Gerechtigkeit und sozialen Ordnung. Das Büro wird juristische und sozialtherapeutische Erstberatung anbieten, wenn gewünscht, soll Kontakt zum Arbeitgeber aufgenommen werden. „Auch wollen wir Prävention, Aufarbeitung und einen Kulturwandel vorantreiben“, so Barbara Rohm. Öffentlichkeitsarbeit soll eine wichtige Rolle spielen.
Die ARD gibt 40000 Euro, das ZDF nur 15000
Die Finanzierung ist zunächst gesichert. Man hofft, zwei Stellen bis zum Ende der Sommerpause besetzen zu können. Die dauerhafte Finanzierung wollen und sollen die Vereinsmitglieder selber leisten: Unter anderem hat die ARD 40 000 Euro pro Jahr zugesagt, das ZDF lediglich 15 000, auch der Bühnenverein ist mit 15 000 Euro dabei. chp