Bayer lässt Skulptur nicht versteigern: Mars kommt nach Dresden
Die Bayer AG wollte eine "Mars"-Bronzefigur des Renaissance-Bildhauers Giambologna versteigern lassen. Nach Protesten wird sie nun an die Dresdner Kunstsammlungen verkauft.
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erwerben durch gemeinschaftliches Engagement mehrerer Geldgeber eine „Mars“-Skulptur des Renaissance-Bildhauers Giambologna. Die Bayer AG in Leverkusen hatte sie ursprünglich bei der Londoner Auktion von Sotheby's an diesem Mittwoch versteigern lassen wollen. Das hatte Proteste in der Kunstwelt ausgelöst. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte Bayer dafür heftig kritisiert und an die „gesamtgesellschaftliche Verantwortung“ des Konzerns appelliert.
Eine Million Euro vom Bund
Grütters stellte aus ihrem Etat für den Ankauf kurzfristig eine Million Euro bereit. Weiteres Geld geben das Land Sachsen, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Kulturstiftung der Länder und der Freundeskreis der SKD. Zudem übernimmt die Siemens Kunststiftung die anteilige Vorfinanzierung des Betrages der Dresdner Kunstsammlungen. Bayer zog den Auktionsauftrag bei Sotheby's zurück und verkauft die Figur direkt an die Sammlungen in Dresden. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart, es muss sich allerdings um einen Millionenbetrag handeln. Bayer will den Verkaufserlös nach eigenem Bekunden in die Förderung junger und zeitgenössischer Kunst investieren. Die etwa 40 Zentimeter große Bronze stammt aus den ältesten Bestand des Dresdner Museumsverbundes und gelangte 1587 als persönliches Geschenk von Giambologna an Kurfürst Christian I. von Sachsen nach Dresden. Unter den zahlreichen Repliken des Mars ist das dem Kurfürsten verehrte Exemplar das einzige, das noch zu Lebzeiten des Künstlers dokumentiert ist, hieß es. 1924 geriet die Skulptur bei der „Fürstenabfindung“ in Privatbesitz. Seit 1983 gehörte sie der Bayer AG. Die Kunstsammlungen hatten sich wiederholt bemüht, den Mars als Dauerleihgabe zu bekommen.
Schlagkräftiger Föderalismus
„Ich bin erleichtert, dass die Bayer AG sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zwar spät, aber immerhin bewusst geworden ist und die Mars-Skulptur von Giambologna nun den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zum Kauf angeboten hat“, sagte Grütters. Das kurzfristige finanzielle Engagement Vieler für einen solchen Erwerb sei ein klares Bekenntnis zur Kultur und auch Ausdruck eines schlagkräftigen „kooperativen Föderalismus“ in Deutschland. Eine klares behördliches Bewusstsein für national wertvolles Kulturgut solle in Zukunft derart eklatante Fälle verhindern.
Marion Ackermann, die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, zeigte sich erleichtert und dankte Bayer, das Werk aus der Versteigerung zurückgezogen zu haben: „Wir planen, das herrliche Kunstwerk durch Sachsen reisen zu lassen, bis wir es zur Finissage unserer Giambologna-Ausstellung in der Gemäldegalerie Alte Meister im Oktober 2018 in Dresden zeigen werden.“ Die sächsische Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) bezeichnete die Statuette als „nationales Kulturgut und für Sachsen von großem historischen Wert“. Tsp/dpa