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Die norwegische Geigerin Vilde Frang, Jahrgang 1986.
© Warner Classics/Erato Marco Borggreve

Iván Fischer dirigiert Berliner Philharmoniker: Liebesleid und Elfengesang

Maestro der feinen Umgangsformen: Iván Fischer dirigiert die Berliner Philharmoniker. Vilde Frang glänzt als Solistin in Bartóks Violinkonzert Nr. 1.

Es sollte einfach nicht sein. So glühend der 26-jährige Béla Bartók auch die Geigerin Stefi Geyer verehrte, ihre Charaktere erwiesen sich einfach als zu gegensätzlich. Wenige Tage nachdem der Komponist das seiner Geliebten zugeeignete Violinkonzert vollendet hatte, beendete sie im Februar 1908 die Beziehung.

In der Philharmonie zeigt Vilde Frang am Mittwoch, dass sich das zweisätzige Werk überzeugend als Doppelporträt deuten lässt. Das Andante, entstanden „wie in einem narkotischen Traum“, das ist „Er“: Zum Seufzer aus tiefster Brust wird die unendliche Melodie des Beginns bei der norwegischen Virtuosin – bis sie endlich die Klarinette erlöst, das Thema übernimmt und ihr einen Atempause verschafft. Und tatsächlich findet der imaginäre Bartók nun die Kraft zu einem Geigengesang von kontrollierter Schönheit, ja zur Euphorie. In größtmöglichen Kontrast dazu stellt Vilde Frang das Allegro, also Stefi Geyers klingendes Abbild: Auftrumpfendes Selbstbewusstsein und Spaß am Schauwert dominieren, da gibt es nur eine, die das Geschehen lenkt. Die Berliner Philharmoniker und Iván Fischer folgen der Solistin dabei mit echtem Gentlemen-Gespür.

Der Chor ist versteckt zwischen den Instrumentalisten

Der Chef des Konzerthausorchesters, seit mehr als einem Vierteljahrhundert regelmäßiger Philharmoniker-Gast, ist ja überhaupt ein Maestro der feinen Umgangsformen. In Mendelssohns „Sommernachtstraum“-Musik verlässt er sich dann allerdings doch zu sehr auf die schiere technische Brillanz der Musikerinnen und Musiker. Interpretatorisch bleibt da vieles im lediglich Hübschen, im Pastellig-Vagen. Mehr Tiefenschärfe und Kontur hätten hier zweifellos auch für mehr Lebendigkeit gesorgt. Gut funktioniert dagegen Fischers charmante Finte, die Damen des Wiener Philharmonia Chores zwischen den Instrumentalisten zu verstecken: Das erhöht den Zaubereffekt, wenn sie plötzlich, angeführt von Mari Eriksmoen und Kitty Whately, spinnenwebfein die shakespearschen Elfengesänge anstimmen.

Noch einmal heute, Freitag, 20 Uhr

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