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Mit dem Presslufthammer. So läuft eine Beziehung in der geteilten Stadt.
© dpa

Armin Petras inszeniert "Der geteilte Himmel": Liebe auf der Laufstrecke

Lehrstück ohne These: Armin Petras kehrt nach Berlin zurück, um „Der geteilte Himmel“ nach Christa Wolf in einer Kurzfassung an der Schaubühne zu inszenieren.

Daran muss man sich noch gewöhnen. Klaus Wowereit ist da, grüßt und grinst sich gut gelaunt durchs Foyer, aber die Sicherheitsleute beachten ihn nicht. Sie suchen Michael Müller. Der Nachfolger auch im Amt des Kultursenators macht seinen Antrittsbesuch an der Schaubühne, Kulturstaatssekretär Tim Renner ist ebenfalls gekommen. Aber wo ist der Regierende? Unauffällig bewegt er sich in der Premierengesellschaft. Berliner Intendanten und Schauspieler freuen sich auf ein Wiedersehen mit Armin Petras, früher Malocher am Maxim Gorki Theater, jetzt Intendant am Staatsschauspiel Stuttgart.

Der Inszenierungsversuch nach Christa Wolfs Erzählung kommt wie ein typischer Berliner Petras daher. Theater aus der Massenfabrikation, mit starkem Hörspieleinschlag. „Der geteilte Himmel“ im geteilten Saal: Die Zuschauer sitzen sich in zwei Blöcken gegenüber, dazwischen ein Laufsteg für die drei Schauspieler (Ausstattung: Annette Riedel). Auf den Wänden laufen Filmchen; Rita und Manfred, das füreinander bestimmte und nicht zueinander passende Liebespaar, am Kaffeetisch oder im Bett, Christa Wolf lesend. Und wenn sie nicht gestorben sind ...

Armin Petras lässt die Dinge kühl geschehen

Armin Petras stellt der Geschichte, die 1961 spielt, eine Szene voran, in der Rita und Manfred viel später irgendwie wieder miteinander reden. Die Mauer ist weg – und dann gibt es auch noch eine Art Epilog, der eher ins Heute führt als in den August des Mauerjahrs. Auf der Laufstrecke: Jule Böwe und Tilman Strauß, die Liebenden in den Zeiten des Kommunismus, vor dem Manfred in den Westen flieht. Vielleicht flieht der Chemiker auch vor der jungen, passionierten Frau, aber darauf kommt es hier nicht an. Die Dinge geschehen einfach, kühl und fertig, abgehakt. Nichts zu spüren von der Poesie des Buchs. Keine Nähe der Figuren, daher auch keine Ferne. Schmerz liegt manchmal in Jule Böwes Augen, in ihrer Stimme klingt eine Sehnsucht, oder Trotz. Tilman Strauß zeigt kein Gefühl, wirkt aber auch viel sympathischer als der Manfred der Wolf’schen Prosa.

Kay Bartholomäus Schulze, der Dritte in diesem Kammerspielchen, gibt den Arzt, der Rita nach dem Nervenzusammenbruch behandelt; das versteht aber niemand, der das Buch nicht kennt. Lieblos rollt diese Liebesgeschichte dahin. Die Zuschauer erschrecken ein wenig vor den Presslufthämmern, mit denen das Trio Löcher in den Laufsteg bohrt (Produktion! DDR!). Wichtig ist offensichtlich die Frage, worauf die Schauspieler sich bewegen. Sieht aus wie Eiswürfel aus Kübeln (Mauerbau! Eiszeit! Kalter Krieg!), ist aber wohl Glas, rundgeschliffenes, auf dass sich niemand verletzt.

Und das gilt leider überhaupt für diesen Abend. Himmel geteilt, Bett nicht mehr. Herz gebrochen. Na wenn schon! Petras stellt die Menschen aus, wie in einem Lehrstück ohne These. Und das in Berlin. Man spürt nichts. Keinen Ort, nirgends. Draußen, über den oberen Kurfürstendamm, weht ein immer noch kalter Wind. Er schmeckt schon ein wenig nach Frühling.

Wieder am 15. Januar, 11. bis 13. Februar an der Schaubühne Berlin

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