Comic-Krimi-Thriller „Der Killer“: Leben und sterben lassen
„Der Killer“ war mal eine der besten Krimi-Thriller-Reihen in Comicform. Jetzt endet die zweite Staffel - mit einer Enttäuschung.
Zuletzt begeisterte der französische Autor Alexis Nolent alias Matz die Comic-Leserschaft mit „Querschläger“, der Adaption eines nie realisierten Krimi-Drehbuchs von Filmemacher Walter Hill. „Querschläger“ ist zudem auch der Titel des ersten Albums jener Serie, der Matz einen Großteil seines Ruhms verdankt: „Der Killer“. Diese Reihe, die Matz zusammen mit Zeichner Luc Jacamon gestaltete, gehörte einige Jahre zum Besten, was der Albenmarkt an zeitgenössischer Krimi-Noir-Kost zu bieten hatte.
Die perfekt inszenierten Geschichten über den Auftragsmörder, dessen eiskalte Ruhe mehr und mehr von Einsamkeit und Nervosität zerfressen wird, hatten zunächst einen überragenden Ton und passend nüchterne, klare Zeichnungen. Matz und Jacamon blickten tief in eine dunkle Seele und fanden dort ganz eigene Dämonen, eine recht spezielle Moral – und viele ganz normale Wünsche, Sehnsüchte, Ängste und Albträume.
Das war in den ersten Alben faszinierend, cool, modern, hart, atmosphärisch und zuweilen ziemlich sexy. Nach fünf Bänden gab es schließlich ein passendes Finale für den Killer, mit dem die Fans gut leben konnten. Darüber hinaus schien die Filmadaption durch David Fincher, den Regisseur von „Fight Club“ und „Gone Girl“ ein logischer Schritt.
Krimi-Serie mit zwei Gesichtern
Statt einer Verfilmung gab es jedoch bloß eine eher unnötige Fortsetzung der Comicserie. Denn die Gerüchte über eine – bislang nicht umgesetze – Hollywood-Adaption des ursprünglichen Fünfteilers sowie dessen Veröffentlichung auf dem Markt in den Vereinigten Staaten ließen Matz und Jacamon 2007 eine zweite Comic-Staffel anstoßen.
In der tauschte der Titel-Antiheld das Leben im tropischen Paradies gegen schmutzige internationale Politik und faule Geheimdienstgeschäfte ein, also gegen die Hauptzutaten der meisten handelsüblichen, austauschbaren Thriller da draußen, in denen die Lage der Welt plakativ ausgeschlachtet und oberflächlich angeprangert wird.
So gut wie in den ersten fünf Alben wurde es leider nie mehr, was vor allem daran lag, dass Matz seine inzwischen zutiefst zynische und antikapitalistische Weltsicht zu sehr in den Vordergrund stellte. Im soeben bei der Egmont Comic Collection auf Deutsch veröffentlichten 13. Band „Fluchtlinien“ ist dem Killer immerhin ein halbwegs passables Ende vergönnt.
Langjährige Leser dürften ob dieses Abschieds nicht traurig sein – und vergessen gleichzeitig nie die phänomenale erste Hälfte dieser Krimi-Serie mit zwei Gesichtern.
Luc Jacamon, Matz: Der Killer, Egmont Comic Collection, 13 Bände à 56 Seiten, je 12 Euro. Überblick auf der Website des Verlages.
Christian Endres
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