Zombie-Manga „I am a Hero“: Leben als Loser, Überleben als Held
Kengo Hanazawas Manga „I am a Hero“ ist einer der interessantesten Beiträge zum aktuellen Zombietrend. In Kürze erscheint auch eine Filmadaption auf Deutsch.
Filmklassiker wie „Die Nacht der lebenden Toten“ von George A. Romero aus dem Jahr 1968, die als Comic wie als Realverfilmung enorm erfolgreiche Serie „The Walking Dead“, aktuelle Filme wie das Regiedebüt „Here Alone“ von Rod Blackhurst und sogar deutsche Manga-Produktionen wie „Undead Messiah“ von Gin Zarbo befriedigen regelmäßig die Wünsche der Fans blutiger Zombieszenarien.
Der Faszination der epidemischen Apokalypsen erliegen aber auch japanische Künstler: Mit der ungewöhnlichen Manga-Serie „I am a Hero“ von Zeichner Kengo Hanazawa veröffentlicht Carlsen bereits seit 2012 einen der interessantesten Importe zum Thema. In Japan wurde das Werk mit 22 Bänden kürzlich abgeschlossen, auf Deutsch liegen bislang 19 Bände vor. Die ersten beiden Bände wurden kürzlich im Starterpack für 9,99 € neu aufgelegt.
Nachts kommen die grotesken Wahnvorstellungen
Mit dem skurrilen Protagonisten Hideo, dessen Name im Japanischen auch „Held“ gelesen werden kann, ist das Werk prädestiniert, sowohl bereits mit dem Zombievirus Infizierte als auch jene zu überzeugen, die sich dem medialen Untoten-Heer bisher noch erfolgreich entzogen haben.
„I am a Hero“ handelt von einem in die Jahre gekommenen Zeichner, der nach langer Durststrecke endlich wieder einen eigenen Manga veröffentlichen will, statt nur zu assistieren. Und während Hideos exaltierte Freundin Tekko eigentlich auf einen anderen steht, suchen den Mittdreißiger nachts groteske Wahnvorstellungen heim, gegen die auch sein imaginärer Freund Yashima nichts auszurichten vermag.
Viel Platz für Charakterentwicklung
Hideo, für den schon das Betreten seiner Wohnung eine zu feiernde Heldentat darstellt, kämpft noch tapfer mit dem drögen Alltag, als seine Heimat von einer grausamen Krankheit überrollt wird. Wer sich infiziert, wird zu einer übermenschlich starken, blutrünstigen Kreatur. Wird der desillusionierte Versager angesichts der Apokalypse endlich die gewünschte Hauptrolle spielen?
Wie Hiroya Oku in „Last Hero Inuyashiki“ stellt Kengo Hanazawa einen offensichtlichen Loser ins Zentrum seiner Geschichte. Doch statt wie Ichiro Inuyashiki sofort in der Heldenrolle aufzugehen, steht sich Hideo lange Zeit selbst im Weg.
So startet die Reihe auch nicht mit einem großen Knall, sondern zeigt zunächst Hideos tristes Leben als Künstlerassistent. Das durchweg gemächliche Erzähltempo ist untypisch für das Zombiegenre, räumt aber der Charakterentwicklung deutlich mehr Platz ein. Dennoch lauert im Hintergrund das Grauen: Immer häufiger wird das ohnehin schaurige Alltagsdrama von grotesken Ereignissen unterbrochen.
Japanischer Horror geht mit dem westlichen Last-Man-Standing-Motiv eine zunehmend spannende Liaison ein. Die realistischen und detailverliebten Zeichnungen Kengo Hanazawas verströmen hingegen den typischen Charme aktueller, an erwachsene Leser adressierter Manga.
Der Zeichner beschönigt nichts und bietet Gore- und Splatter-Fans auf großzügig angelegten Seiten blutige Szenen, die deutlich wirklichkeitsnäher wirken als etwa die nicht weniger gelungenen Arbeiten von Genrekollegen wie Shoji Sato im showorientierten „Highschool of the Dead“.
Ende Oktober kommt der Realfilm zum Manga auf Deutsch
Kengo Hanazawas Serie „I am a Hero“ wurde in Japan von Regisseur Shinsuke Sato, der aktuell übrigens an der Verfilmung von „Last Hero Inuyashiki“ arbeitet, in einen gleichnamigen Realfilm adaptiert. Dieser bekam 2016 auf dem „International Fantastic Film Festival“ (Bifff) in Brüssel den „Goldenen Raben“ verliehen. In Deutschland soll der Film am 27. Oktober ungeschnitten auf DVD und Blu-ray erscheinen.
Zudem ist seit Mai 2017 eines der bislang drei Manga-Spin-offs zur Serie ebenfalls bei Carlsen erhältlich: Der Einzelband „I am a Hero in Osaka“ von Yuuki Honda handelt von den Anstrengungen des Paares Kozue und Tatsuo, die inmitten der ausbrechenden Zombiepanik nicht nur räumlich, sondern auch emotional wieder zueinanderfinden müssen. Zwei weitere Ableger, „I am a Hero in Ibaraki“ von Kazuya Fujisawa und „I am a Hero in Nagasaki“ von Kensuke Nishida, sowie eine Manga-Sammlung namens „8 Tales of the ZQN“ sind bislang nicht in deutscher Sprache erhältlich.
Kengo Hanazawa: I am a Hero, Carlsen, bisher 19 Bände, ca. 200-240 Seiten, je 7, 95 Euro (Bände 1 und 2 im Doppelpack 9,99 Euro, auch als E-Book erhältlich).
Der Realfilm „I am a Hero“ erscheint am 27.10. bei Kazé auf DVD und Blu-ray und kostet 19,95 Euro
Sabine Scholz
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