„78 Tage auf der Straße des Hasses“: Lausbuben im Blutrausch
Zwischen Manga und Max und Moritz: David Fülekis Splatter-Satire „78 Tage auf der Straße des Hasses“ ist ein wilder Spaß, der virtuos mit den Möglichkeiten des Comics spielt.
Ein Killer-Pinocchio, tödliche Tentakeln, fleischfressende Elefanten, Horden von Zombies und andere teuflische Geschöpfe – und dann auch noch Max und Moritz als abgebrühte Gangsterkids: Das sind einige der Herausforderungen, denen sich die gezeichneten Alter Egos von Comicautor David Füleki alias Def und seinem Kumpel Roy in der Mangaserie „78 Tage auf der Straße des Hasses“ stellen müssen. Wobei die beiden soziopathischen Sprücheklopfer mit den Bübchen-Gesichtern selbst auch so einiges auf dem Kerbholz haben.
Kürzlich ist der dritte und wohl letzte Sammelband der Reihe erschienen, ganz sicher kann man da nicht sein. Denn wann ist eine Serie schon zu Ende, in der die Hauptfiguren und ihre Gegenspieler etliche Male brutal ihr Leben lassen, um sich kurz darauf neu belebt wieder ins Schlachtgetümmel zu stürzen? Und von Letzterem gibt es auf den bisher gut 500 Seiten mehr als genug.
Diese Reihe, die im vergangenen Jahr auf dem Comicfestival München als bester deutschsprachiger Manga ausgezeichnet wurde, ist eine überdrehte, als Satire angelegte Jagd von einem Tabubruch zum nächsten, gespickt mit krachenden Pointen, Popkulturzitaten und Pennälerhumor.
Hinter der Maske des Klassenclowns
Doch hinter der zynisch-albernen Fassade kann man hier einen der besten und produktivsten deutschen Comicautoren seiner Generation in Höchstform erleben. Der 1985 geborene Füleki, der sein Comic-Ich als gespaltene Persönlichkeit präsentiert, beherrscht sein Handwerk als Zeichner wie als Erzähler. Unter der Oberfläche des „sinnlosesten Gemetzels der Welt“ (Verlagswerbung) erweist er sich als selbstironischer Meister der Metaebenen und offenbart in fast jeder Szene ein tiefes Verständnis von den Möglichkeiten der Kunstform Comic. Nur dass er sein Können eben hinter der Maske des Klassenclowns versteckt, der für seine Kumpels Witzchen macht, um davon abzulenken, dass der vermeintliche Loser einer der Klügsten im Raum ist.
Die eigentliche Handlung von „78 Tage auf der Straße des Hasses“ ist in Anlehnung an den japanischen Actionfilm „Battle Royal“ als Todesspiel angelegt, in dem sich die Hauptfiguren auf der Insel der 1000 Düfte Duelle um Leib und Leben mit immer wieder neuen mörderischen Gegnern liefern. Das Ganze wird prachtvoll ausgeschmückt mit Zombie- und Splatter-Elementen, Anspielungen auf Samurai-Mangas, Videospiele wie Pokemon, Wildwestfilme, Pornos, Monthy Python und eben Max und Moritz.
Wilhelm Buschs sadistische Halbstarke, für die die Bezeichnung „Lausbube“ schon bei ihrer Premiere vor gut 150 Jahren ein Euphemismus war, liefern sich gleich mehrmals blutige Duelle mit Fülekis Hauptfiguren – eine tiefe Verbeugung eines aktuellen Meisters der Zunft vor einem Pionier der Kunstform.
David Füleki: 78 Tage auf der Straße des Hasses. Tokyopop, drei Sammelbände, je 160-190 S., 5/6,50 €. Die einzelnen Hefte sind zuerst bei Delfinium Prints erschienen und können dort zum Teil noch nachbestellt werden: www.delfinium-prints.de
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