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Sir Simon Rattle stellt am 17.01.2017 seine Pläne mit dem London Symphony Orchestra vor.
© Kirsty O'connor/PA Wire/dpa

Sir Simon und London: Kreuzwort-Rattle

Im Herbst übernimmt Simon Rattle das London Symphony Orchestra. Jetzt verriet der Dirigent seine wichtigsten Pläne für die Zukunft.

Was Simon Rattle in seiner letzten Saison an der Spitze der Berliner Philharmoniker plant, wird er erst im Mai bekannt geben. Wie er dagegen seine erste Spielzeit als neuer music director des London Symphony Orchestra gestalten will, hat er bereits jetzt auf einer Pressekonferenz verraten.

Von September 2017 bis Juni 2018 wird Rattle den „Wahnsinn“ wagen, zwei der besten Orchester der Welt gleichzeitig zu inspirieren. In London will er das vor allem mit Musik tun, die auf der Insel entstanden ist. Beim Antrittskonzert am 14. September beispielsweise werden ausschließlich Werke von Briten erklingen. Nämlich von Thomas Adès, Oliver Knussen, Harrison Birthwistle und der erst 35-jährigen Schottin Helen Grime, die eine Uraufführung beisteuert. „Wir haben hier wahrscheinlich mehr hochbegabte lebende Komponisten als in jedem anderen Land der Welt“, schmeichelte der Heimkehrer bei der Pressekonferenz in London seinen Landsleuten. „Es wäre idiotisch, das nicht zu feiern.“

Rattle will Fünf-Pfund-Tickets für junge Leute einführen

„Wilde Abenteuer“ will der Dirigent mit den LSO-Musikern wagen, zum Beispiel bei einer Aufführung von Karlheinz Stockhausens „Gruppen“ in der Turbinenhalle der Tate Modern oder bei einer silent symphony, für die alle Zuhörer mit Kopfhörern ausgestattet werden. Leonard Bernstein und Claude Debussy sollen außerdem im Fokus stehen – und jungen Menschen will Rattle im teuren London Fünf-Pfund-Tickets für seine Konzerte anbieten. Eine typische Rattle-Idee ist auch eine geplante Serie mit letzten Werken von Gustav Mahler bis Eliott Carter: Lauter Partituren sollen dann präsentiert werden, die ihre Schöpfer zu Lebzeiten selber nicht mehr hören konnten.

Auf ein Fünftel seines Wunschrepertoires musste der Maestro während der Planungen für die ersten Spielzeit allerdings wieder verzichten – weil das Stammhaus seines neuen Orchesters, die Barbican Hall, einfach eine zu kleine Bühne hat. Groß besetzte Tondichtungen von Richard Strauss oder romantische Mammutwerke mit Chor gehen hier gar nicht.

Darum kämpfen die Londoner Orchester seit einer halben Ewigkeit dafür, dass ihre Metropole ein modernes Konzerthaus bekommt. Jene fünf Millionen Pfund, die die Regierung Cameron für eine Machbarkeitsstudie zur Verfügung gestellt hatte, wurden von Theresa May allerdings gleich nach ihrem Amtsantritt wieder zurückgezogen. Zwar springt die Stadt ein, damit wenigstens ein business plan erstellt werden kann. Die avisierten Kosten von 280 Millionen Pfund für das Centre for Music erscheinen aber mittlerweile utopisch. „Selbst ein Dirigent versteht, dass diese Summe für wichtigere Dinge gebraucht wird“, gab sich der Sir diplomatisch. Um hinzuzufügen, die Kostenexplosion bei der Hamburger Elbphilharmonie sei „keine gute Werbung“ für das Londoner Projekt gewesen.

Auf die Insel wird Rattle übrigens künftig nur zum Arbeiten jetten. Weil er sich nach eigenen Worten in der britischen Hauptstadt niemals eine ähnliche Behausung leisten könnte, wie er sie in Berlin mit seiner fünfköpfigen Familie an der Rehwiese in Schlachtensee bewohnt.

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