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Dieter Kosslick bei der Verleihung der 30. Europäischen Filmpreise Anfang Dezember in Berlin.
© imago/APP-Photo

68. Berlinale: Kosslick: Personal-Debatte schadet dem Festival

Die Branche sei verunsichert, vor allem im Ausland, sagt Berlinale-Chef Dieter Kosslick zu den Folgen der Nachfolge-Debatte. Auch folgenreich für die Auswahl: die MeToo-Bewegung.

Berlinale-Direktor Dieter Kosslick sorgt sich um die Auswirkungen der Debatte um die künftige Leitung des Festivals ab Sommer 2019. Bei der Vorbereitung der 68. Filmfestspiele (15. - 25. Februar) hätten sich die Folgen der Diskussion deutlich bemerkbar gemacht. Den Appell der Filmregisseure, die Neubesetzung transparent vorzunehmen, halte er nach wie vor für "völlig legitim". „Aber die daraus entstehende Debatte war nicht witzig“, sagte der 69-Jährige. „Vor allem im Ausland wurde nicht verstanden, was da los ist. Es gab Leute, die gesagt haben: Das ist unsicher mit der Berlinale, da geben wir unsere Filme nicht hin.“ Er bekräftigte zudem, dass er weder für den Posten des Künstlerischen, noch für den des Geschäftsführenden Direktors zur Verfügung stehe, sollte es zur Ämtertrennung kommen.

Bislang haben Kosslick und die Wettbewerbs-Auswahlkomission etwa 150 Filme gesehen, der Wettbewerb stehe über die Hälfte. Aber allein in den letzten Tagen seien noch 30, 40 Filme eingetroffen, die Auswahl sei noch nicht beendet. Zur „MeToo“-Debatte sagte Kosslick, sie habe Folgen auch für die Filmauswahl der Berlinale. „Man schaut Filme jetzt auch anders an. Wenn früher auf der Leinwand eine Sekretärin ,vernascht’ wurde, dann hat man gesagt: Na gut, das steht eben so im Drehbuch. Jetzt sagt man: Naja, das müssen wir jetzt nicht auch noch zeigen.“ Es gebe aber noch ganz schön viele Filme mit Szenen, die für Frauen demütigend seien. Die Berlinale würde auch Filme zeigen, die das Thema Missbrauch und Machtmissbrauch aufgreifen.

Kosslick stellt noch weitere deutsche Wettbewerbsfilme in Aussicht

Vor Weihnachten hatte das Festival erste Wettbewerbsfilme bekanntgegeben, darunter aus Deutschland Thomas Stubers Großmarkt-Story „In den Gängen“ von Thomas Stuber mit Sandra Hüller und Peter Kurth sowie Philip Grönings Inzestdrama „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“. Kosslick stellte weitere deutsche Wettbewerbsbeiträge in Aussicht: "Es wird dabei nicht bleiben. Es gibt sehr, sehr gute deutsche Filme."

Zu den bereits identifizierbaren Schwerpunktthemen meinte er, es gebe weiter Geschichten zum Thema Emigration, aber auch Filme über die Folgen der Globalisierung, über Religion und den Rechtsruck in Europa. (dpa/Tsp)

Mehr zur Berlinale finden Sie unter www.tagesspiegel.de/berlinale

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